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Echt. Chaotisch. Herzlich.

Schön, dass du hier bist! Hier teile ich ehrliche Einblicke aus meinem Leben als tierische Begleiterin, ehemalige Gastro-Tollpatschin und Einzelhändlerin. Es geht nicht um perfekte Karrieren, sondern um echte Geschichten, chaotische Erlebnisse und wie ich mit den Herausforderungen des Alltags umgehe – mal humorvoll, mal herzlich.

Für alle, die flexibles Arbeiten und den Mix aus Spaß und Chaos lieben, bist du hier genau richtig. Bleib dran, wenn du zwischen den kleinen Alltagskatastrophen etwas zum Schmunzeln oder Nachdenken fidest!

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Dominanzproblem

8.00 Uhr


Der Wecke klingelt. "Mach das k*ck teil aus!" Ich fische nach meinem Handy und drücke auf Schlummern.


8.05 Uhr


Der Wecke klingelt. "Mach das k*ck teil aus!" Ich fische nach meinem Handy und drücke auf Schlummern.


...



8.20 Uhr


Der Wecke klingelt. "Mach das k*ck teil aus!" Ich fische nach meinem Handy und drücke auf Schlummern. "Guten Morgen, Bebi. Wie fühlst du dich?"

"Wie Pudding."

"Hm."


8.42 Uhr

Ich stehe auf, werfe mich in mein Guten-Morgen-Gewand, bestehend aus Bastis Jogginghose, die er gestern im Bad hat liegen lassen, meinem lila Oversize-Gute-Laune-Spruch-Pulli und irgendeiner Mütze, die ich unterwegs aufgable und husche aus dem Haus.


8.45 Uhr

Die Mädels biegen gerade um die Ecke, als ich am Blumenladen vorbeiwackle und mir noch schnell den Schlaf aus dem Gesicht wische. Die Freude übers Wiedersehen ist groß und wir fallen uns kurz in die Arme, beziehungsweise Pfoten, weil wir uns schließlich seit drei Wochen nicht mehr gesehen haben. Ich wechsle nur kurz ein paar Worte mit ihrem Menschen und stelle fest, dass sie ihre Haare anders trägt. Sieht gut aus, habe ich aber keine Zeit ihr mitzuteilen, weil die Mädels schon unterwegs zur Wohnung sind und ihnen auch völlig egal ist, dass sie damit den Aufbau vom Blumenladen stören. Ich laufe hinterher, rufe eine Verabschiedung und schicke eine Entschuldigung an die Blumenhändler nach, aber die scheinen eher belustigt vom Auftritt der zwei Hunde.


Wie immer kriege ich die Tür nicht schnell genug auf, wenn es nach den Damen geht und so unterstützen sie mit tatkräftigem Klopfen und Kratzen, damit ich mich auch mal ein bisschen spute.


Gucci ist mäßig begeistert vom Sturmkommando, denn die hat bis gerade noch ganz selig geschlafen. Das Dudu sich jetzt auch an Bastis Seite legen möchte, findet sie reichlich besch*ssen und das lässt sie sich auch wie immer anmerken. "Ist gut jetzt.", ermahnt Basti sie schlaftrunken. "Mach deine Augen zu und schlaf weiter oder geh Gassi. Dudu darf genauso hier liegen wie alle anderen."

Sie entscheidet sich fürs Liegen bleiben und ich lege mich auch nochmal dazu. Jetzt ist erstmal Kuschelzeit.

Irgendwann bin ich dann der Meinung, das Gucci schon aufstehen muss und Gassi gehen, auch wenn sie das anders sieht. Sie lässt sich überreden und geht gemeinsam mit mir in den Park.


Irgendwann sollte ich mal wieder was essen. Ist schon länger her, dass ich feste Nahrung aufgenommen habe. Meine Periode neigt sich aber auch schon dem Ende zu also habe ich heute bessere Chancen, was runterzubekommen.


Als Gucci und ich wieder nach Hause kommen, ist Basti bereits aufgestanden. "Wie ist's jetzt?"

"Immer noch Puddiong. Ganzer Körper."

"Oh." Na, was soll ich auch sonst sagen. "Sche*ße."

"Joa, könnt schlimmer sein."

"Jup."


Wir gucken mal, was sich in der Gilde so tut und Basti kämpft mit seinem Priester, während ich traurig darüber bin, dass mein "E" gestern abgefallen ist. Ist nicht so cool zum Schreiben und Zocken. Geht, aber ist unkommod. Als es mich zu sehr nervt und Dudu außerdem eh grad langweilig wird, schnappe ich mir die Hunde und wir spielen eine Weile.


Wir besprechen kurz, wen wir morgen noch alles kontaktieren müssen, um die Fristen auch einzuhalten und beschließen, erstmal im Fitnessstudio zu bleiben. Liegt einfach nur daran, das es keine passende Alternative gibt, die wir aktuell gut erreichen könnten. Zur Not frisst der Teufel Fliegen und wir gehen halt weiterhin in diesen Club. Dann machen wir es jetzt halt da auch so wie mit allem anderen. Nichts erwarten und einfach unser Ding.


"Herrn E. vom Edeka wolltest du noch zurückrufen"

"Mach ich, sobald es mir besser geht."


Wir machen uns eine Suppe. Ich schaffe eine ganze kleine Schüssel klare Brühe, mein Freund isst, seit er wieder Essen kann, fast ausschließlich Ramen und Linsensuppe. Aber ist ja auch erst eine Woche soweit, dass überhaupt wieder was runtergeht., was nicht püriert ist. Genieß die kleinen Dinge.


"Wollen wir Gassi gehen?"

"Ja, vielleicht esse ich eine Apfeltasche von Kamps.", kommt mir in den Sinn. "Alles, was du willst, Bebi. Und wenn ich jetzt in dem Zustand bis nach Frankfurt für dich fahren muss."

"Ich weiß. Danke Bebi, aber gibt's ja zum Glück direkt gegenüber."


Man merke sich: Frau muss gar nicht schwanger sein, um die Essenswünsche erfüllt zu bekommen. Ein schwerer Rückenschaden reicht auch. Spaß am Rande, er würde mir zu jeder Zeit alles zu essen bringen, wonach ich verlangen würde. Aber ist das nicht auch der Sinn von Beziehung? Dass man sich gegenseitig unterstützt und umsorgt?


Wir gehen noch schnell duschen und dann besorgt er mir meine Apfeltasche, während ich die Hunde fertig mache. Wir gehen eine schöne große Waldrunde und alle haben gute Laune. Das Wetter ist eigentlich ganz gut und für November ist es recht warm, aber das kann hier in Hessen auch normal sein. Wir wohnen ja noch nicht so lange hier, um da eine definitive Aussage drüber zu treffen.


Basti geht kurz nochmal los, um ein Fotoalbum zu besorgen. Wir machen ein Rudelbuch für die Mädels, weil ihr Mensch sehr an ihnen hängt und auch viele schwierige Tage durchstehen musste in dem Jahr, in dem wir uns jetzt kennen. Und wir haben so viele tolle Fotos von den beiden. Er kommt mit mehr als dem Album zurück. Er hat mir eine neue Tastatur und Extralicht für mein Laptop gekauft. Ich freu mich riesig, auch wenn ich mich nicht darauf freue, die neue Tastatur einzuschreiben, aber es ist wohl besser, als das "E" einfach wieder festzukleben.


Kurz nachdem wir uns hingesetzt haben, ruft ein junger Herr von der betreffenden Edekafiliale an und ich informiere ihn, dass er sicherlich mit Herrn Bauer sprechen will und nicht mit mir und er informiert mich, dass das richtig ist, aber ihm und seinen Kollegen kein Vorfall bekannt sei. Nach dieser Aussage reiche ich den Hörer weiter, weil mir das wirklich zu unlogisch wird und ich den armen Jungen, der ja gar nichts dafür kann, unnötig ank*cke. Das kriegt mein Freund schon ganz gut alleine hin. Nach ein paar Minuten, die der arme Stift über sich ergehen lassen hat, stellt sich raus, dass er wirklich keine Ahnung hat, weil er tatsächlich erst seit drei Monaten dort arbeitet und man ihn beauftragt hat, den Anruf zu tätigen und zu erzählen, dass kein Vorfall in ihrem Laden bekannt wäre und es nie ein Hausverbot oder eine Diskussion wegen eines Mitarbeiters dort gegeben hätte. Die erste Info ist auch, dass am entsprechenden Tag keine Sicherheitskraft vor Ort gewesen wäre, was sich mit genauer Beschreibung dann doch klären lässt, weil der arme Junge dem Mann halt kennt und auch weiß, dass der da da war. Als Basti das Telefonat beendet, sind beide höflich zueinander. Basti entschuldigt sich für die Kette der Aggression und dafür, dass sich mal wieder der den Schmarren anhören musste, der am wenigsten dafür kann. Inzwischen ist wenigstens ein bisschen Licht ins Dunkel gekommen und auch die entsprechende Kassiererin kann offenbar ermittelt werden. Komisch, für das, dass ja gar kein Vorfall zu irgendwas bekannt war, oder?


"War das die Marktleitung? Wie seid ihr verblieben?"

"Nein, das war der arme Knopf, der da erst seit drei Monaten arbeitet. Weißt schon. Der durfte jetzt halt mal seinen Kopf hinhalten, aber ich hab ja dann gemerkt, dass er wirklich nichts von all dem wusste und er hat im Auftrag gehandelt. Schlimm genug, die Leute in solche Situationen zu bringen."

"Allerdings. Ein Unding. Kein Wunder, dass die jungen Leute keine Lust mehr haben, zu arbeiten, wenn man andauernd so mit ihnen umgeht."

Notiz von mir: ich kenne auch viele wirklich faule junge Leute, die einfach prinzipiell keinen Bock auf gar nichts haben, aber gerade da sollte man sich doch die erhalten, die was tun wollen. Wäre klüger.


"Ja, keine Ahnung. Was sollen sie dazu auch noch sagen. Ändern wird sich ja eh nichts mehr."

"Das ist richtig."


Ich stelle meine Campingwaschmaschine in die Dusche und mache eine Ladung Wäsche. Mein Handy klingelt nochmal. "Ja, hier Frau ... von Edeka Georg. Ich wollte Herrn Bauer sprechen."

"Der ist gerade nicht zu gegen."

"Okay... Dann probiere ich es einfach später nochmal."

"Gute Idee."

Sie wird nicht nochmal anrufen. Abe das macht gar nichts, denn Basti wendet sich ja erst morgen wieder an die oberen Stellen. Dann hat sie ja noch ein bisschen Zeit, ihr Versprechen wahr zu machen, bevor sich auch das aufsummiert. Ist wirklich nicht so, dass wir Lust auf dieses Drama haben. Das kostet den Laden und uns nur unnötig Zeit und wäre vollends vermeidbar, wenn man ein wenig Verständnis für seine Arbeit oder die nötigsten Umgangsformen hätte. Und ja, ab einem gewissen Punkt bin ich sehr bereit, sehr arrogant zu werden. Das würde ich mir nicht rausnehmen, hätte ich nicht selbst einen Abschluss als Einzelhandelskauffrau. Ich weiß schon, dass einem die Kunden auf den S*ck gehen können, aber das geht allen so. "Kenn dich mal.", sagt mein Freund in solchen Situationen gern. Will meinen, überschätz deine Lage nicht und wenn du hinter deiner Kasse so unglücklich bist, bleib zuhause wie aller anderen Menschen, die keinen Bock auf Arbeit haben und geh dem Teil der Welt, der noch was tun will, mit deiner furchtbaren Einstellung nicht auf den Geist. Über den Sicherheitsmann kann ich nichts sagen, ich hab ja keine Lizenzen in diesem Bereich, die hat dafür Basti... Und da darf er dann halt arrogant sein. Überleg dir einfach, wem du ans Bein pisst und schau dir an, woher die Leute kommen, bevor du der Meinung bist, du bist unantastbar auf deinem Feld. Das ist lächerlich. Wir wollten doch einfach nur einkaufen. Ab und zu Getränke und regelmäßig Milch. Und manchmal TK-Pizza, weil das Angebot dort besser ist als im Rewe.


"Haben wir schon was von der Küche gehört?"

"Zeit bis morgen zwecks Auftragsnummer."

"Elektrik?"

"Nichts gehört. Dachte ja eigentlich das sind die Handwerker, als der Edekatyp angerufen hat."

"Dann brauchen wir über alles weitere ja auch nicht mehr zu sprechen heute und machen das dann morgen mit unserem Zeug gemeinsam?"

"Ja."

"Gut. Ich geh schnell die Bilder ausdrucken."


Ich gehe zu Müller und drucke die Fotos aus. Fototaschen sind keine mehr da, aber der Laden läuft eh am Limit. Die dritte Kasse wird seit fünf Minuten ausgerufen und es wird schon einen Grund haben, warum da alle so rennen. Nehm ich meine Bilder halt in der Hand mit, macht ja nichts. An den Kassen sind für Müllerverhältnisse viel zu lange Schlangen und der Typ vor der Frau mit dem riesigen Korb vor mir referiert über den unlogischen Aufbau des Toilettenpapiers. So wie er aussieht, ist das auch das Einzige, das er in einer Drogerie suchen könnte, aber ich darf da eigentlich gar nichts sagen und man steckt ja nicht drin. Wird schon seine Gründe haben, dass das so ist.


Die dritte Kasse macht auf und es ist dieser kurze Augenblick der Schwebe, bevor das Chaos ausbricht und sich alle entscheiden, loszurennen. Faktisch gesehen wäre ich als letzte in der Schlange mit meinen Fotos, meinen Zehn Euro Bargeld in der Hand parat und den QR-Codes bewaffnet die ideale Kandidatin für den ersten Platz der dritten Kasse, aber ich will mich nicht streiten und habe keine Lust, mich gleich ins losbrechende Gewitter zu schmeißen. Dass die Frau dann mit dem Riesenkorb nach einem Blick auf meine Hand entscheidet, dass sie auf jeden Fall vor mir dran sein muss, münzt sie mein jetzt doch sarkastisches "Ja klar, gern.", einfach auf das etwa 12 Jährige Mädchen um, das gar nichts falsch gemacht hat, sondern einfach nur mit ihrem Wasser aus der Kühlung zur offenen Kasse gelaufen ist und nicht gesehen hat, dass Miss Supereinkäuferin vor hatte, die Kasse zu wechseln, nur um weiterhin hinter dem Toilettenpapiermann zu stehen. Und jetzt ist da auch noch dieses dumme Kind, da kommt ihr mein Kommentar ja gerade gelegen. Sie nickt mir zu und verdreht die Auge. Die Kleine hat von dem ganzen Schmarren offenbar nicht viel mitbekommen, also lasse ich es gut sein, bevor ich die Frau darauf hinweise, dass es mir um ihr Verhalten ging und nicht um das des Kindes, weil ich uns damit nur alle blamiert hätte und das Mädchen sich dann nur aufgrund meiner Reaktion verunsichert gefühlt hätte. Manchmal ist es auch gut zu wissen, wann man zurücktreten muss. Das hat der Kackhaustyp aber nicht verstanden, denn er klagt sein Leid immer noch der Verkäuferin, die bereits dabei ist, den Supereinkauf zu scannen und versucht, den Mann höflich zum Gehen zu bewegen. Sagte ich heute schon mal, ich kann das verstehen, wenn man im Einzelhandel irgendwann mal angepisst ist? Kann ich!

Nachdem Mister Klopapier endlich geht (ich habe ehrlich gesagt nicht darauf geachtet, ob er dann eins gekauft hat oder ob er doch eine neue Errungenschaft für sein Bad oder vielleicht auch seine Körperpflege gefunden hat), seufzt die Kassiererin leise und Miss Supereinkauf steigt natürlich gleich drauf ein. "Furchtbar, diese Leute!", bestätigt sie und rümpft das von wahrscheinlich Ehemann Nummer Fünf finanziertes Näschen. Ich muss ihr zwar rechtgeben, aber sie sollte das nicht sagen. Tu ich ja auch nicht.

"Sie haben ja gar keine Tasche für Ihre Fotos!", ruft die Kassiererin ehrlich bestürzt. "Ja, das stimmt. Es waren keine mehr unten, aber das hat mich gar nicht so gestört. Ich wohne eh nebenan, ich brauche keine Tasche und ihr füllt die bestimmt nach, wenn ihr Zeit dafür habt."

Sie lächelt dankbar. "Ja. Na ja. Sie wissen ja, wie das so ist, wenn die Leute einmal im Jahr aus ihrer Wohnung Kriechen und einem dann was von Ladenaufbau erzählen wollen." Ich lache und stimme zu, auch wenn sie gar nicht definitiv wissen kann, dass ich das weiß. Wir kennen uns ja nicht. Aber vielleicht ist was an Bastis Spruch dran, kenn dich, dann kennst du die anderen.

Wir wünschen uns einen schönen Abend und ich bestaune ein bisschen das Foto, das ich für Basti ausgedruckt habe. Er hat die Gestaltung für unser erstes gemeinsames Buch übernommen und ich habe eines der Bilder von den Onlineportalen ausgedruckt. Es trägt den Titel: "Wie der Phönix aus der Asche" und zeigt Garm, Freya und einen Reisenden in der Zwischenwelt. Das finde ich gerade passend.


Zuhause angekommen stelle ich es auf seinen Schreibtisch und küsse seinen Kopf. "Danke, dass du bei mir bist. Ich hab dir was mitgebracht, damit du nie vergisst, dass du wieder aufstehen musst."

"Ich liebe dich. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr..."

"Das kann keiner. Aber ich kann es fühlen."


Das Rudelbuch wird schön, weil ja zwei schöne Motive + schöne Hundefreunde drin sind und ich meine im Dunkel unseres Hausflurs (das untere Licht eist etwa seit zwei oder drei Monaten down) den Anflug von Freudentränen zu erkennen. "Aber sowas sollt ihr doch nicht für mich machen. Ich hab das doch gar nicht verdient."

"Doch, hast du. Erstens vertraust du uns deine Mädels an und das bedeutet uns sehr viel und zweitens hast du dieses Jahr auch sehr viel für uns getan?"

"Ne, stimmt gar nicht. Was denn?"

Wir zählen ein bisschen auf und sie scheint verwundert zu sein, dass wir Notiz davon genommen haben. "Ja, und das ist alles andere als selbstverständlich! Und deswegen wollten wir dir jetzt auch mal eine Freude machen.", schließt Basti und sie gibt nach und drückt das Album an sich, als würden wir es ihr gleich wieder wegnehmen, wenn sie es nicht fest genug drückt. Wir plaudern kurz über die Hunde und dass es ihnen besser zu gehen scheint als im Sommer, da haten beide mal einen kurzen Durchhänger. Die Granddame ist mit dem Essen manchmal mäkelig und Hitze bekommt ihr nicht gut, außerdem hat sie ein bisschen Arthrose in der Hüfte und da scheint die Sommerwärme in ihrem Fall auch nicht so gut zu sein. Aber gerade gefällt sie uns gut und das ist das, was zählt. Der Moment. Dass es uns jetzt gerade allen fünf, wie wir da so stehen, einigermaßen gut geht und die Hunde einen tollen Tag mit Gucci hatten. Die hat sich letztendlich dann doch über Gesellschaft gefreut, sie ist halt eifersüchtig. Aber das ist ihr Problem. Dafür gönnen wir ihr jetzt ein Abendgassi nur mit uns und unterhalten uns über ihr verändertes Verhalten die letzten Tage.

"Warte, ich hör gleich wieder zu.", sage ich und beantworte derweil die Nachricht bezüglich Aqua und unseres Gesundheitszustands. "Kann Aqua morgen kommen von dir aus?"

"Wenn du ihm sagst, dass er sie zweifach gesichert bringen muss mit ganz vielen Karabinern überall." Als sie das letzte Mal da war, sind wir zwei oder drei Stunden durch Bad Homburg gerannt bis man sie letzten Endes in Oberesch aufgegriffen hat. "Na, die ist jetzt auf jeden Fall unter Hyperbewachung. Also, was ist jetzt mit der Leinen Sache und dem Fall des Herrn Kurt?"

"Na, weißt du nicht mehr? Super lieber Junghund, alles wunderbar geklappt, leinenführig, anständig und dann hat man angefangen, extra zu trainieren. Und auf einmal stand ich vor einem völlig anderen Hund. Unsicher, aufmüpfig, teilweise unkontrollierbar und manchmal echt nervig."

"Ja, aber da musst du das Alter mitbedenken."

"Schon klar, aber du musst schon zugeben, dass das zeitlich in einen engen Zusammenhang steht."

"Ja, in dem Fall magst du auch recht haben und ich denke auch, das man mit dem auch in der Pubertät wenig zu tun gehabt hätte, hätte man ihn einfach so gelassen, wie er war. Aber hier sind ein paar Jahre dazwischen, die Ausgangssituation ist eine ganz andere und das neue Training haben sie angefangen, weil sie sich anders verhält, also haben wir auch hier das Gegensätzliche."

"Und wenn es dann in dem Fall das Alter ist?"

"Kastrierte Hündin. Klar, umso älter, desto schwieriger kanns werden. Außerdem musst du die Traumabindungen mitbedenken, man weiß ja nicht, was sie schon alles erlebt hat. Und wir wissen ja beide ganz gut, wie sich sowas im Hirn anfühlen kann und was für Aussetzer bei rauskommen können. Es kann auch einfach die Zeit sein. Ich bin trotzdem dafür, dass wir uns am Freitag für einen Geri-CheckUp aussprechen, damit wir körperliches einfach ausschließen können. Der Schildiverdacht ist nicht so weit hergeholt, aber ich wil kein Drama machen, wo keins ist. Es wäre durchaus möglich, dass das ein ganz normaler Heilungsverlauf ist und was du auch bedenken musst: Sie ist jetzt dann zwei Jahre in Deutschland und in der Familie. Sie kommt an, fühlt sich heimisch, sicher, kann endlich sie selber werden und es ist auch durchaus möglich, dass sie beginnt zu testen."

"Was denn?" Die Frage ist unnötig, weil die Antwort auf der Hand liegt, aber nachdem ich sehe, dass er sie nicht sehen kann, gebe ich sie ihm lieber: "Ihren Rang."

Er sieht mich ein bisschen entgeistert an. "Aber doch nicht..."

"Ich sage nur, dass es eine Möglichkeit ist. Das was ich von ihrem neuen Training weiß, ist durchweg positiv. Ruhe reinbringen, Aufmerksamkeit schulen, über Belohnung arbeiten. Sehe ich nichts falsches dran und es scheint auch zu funktionieren. Und ich finde schon, dass es sich darauf zurückführen lassen könnte."

"Ja, aber... Gucci!" Sie rennt in einen Busch und weigert sich erstmal, wieder rauszukommen, weil es dort ganz interessant riecht. Nachdem sie fertig geschnüffelt hat, kommt sie doch und stellt fest, dass ihr Verhalten bei Basti nicht unbedingt auf Wohlwollen gestoßen ist. Das wiederum nimmt sie zum Anlass, in einen Starrkrieg zu gehen während sie neben ihm herläuft.

"Vielleicht hast du recht."

"Kann trotzdem ein Symptom der Schildi sein, aber ehrlich gesagt wäre mir ein Dominanzproblem lieber."

"Mir auch." Er bleibt unbeeindruckt von ihr und irgendwann gibt sie auf. Wir gehen noch schnell beim Rathaus-Rewe vorbei. Da kann man sich wenigstens sicher sein, dass man nette Leute trifft, die verstehen, was Arbeit ist und das auch gewissenhaft und oft glaube ich sogar mit Spaß tun. Ist ein guter Laden.


Zuhause esse ich die grünste Banane (1. weil ich sie so mag, 2. weil ich das Inulin mehr brauche, als die Fructose), die Basti finden konnte und über eineinhalb Stunden verteilt meine 400g Linsensuppe, während ich diesen Beitrag schreibe, weiter Wäsche mache und Basti ein bisschen beim Heilen zuschaue.


23.01 Uhr

Die neue Tastatur ist jetzt ein bisschen eingeschrieben, aber es wird noch einige Tage dauern, bis ich mich komplett dran gewöhnt habe.











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