Fleischgebundene Geschichten
- FRAUENBARTH
- 6. Jan.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Jan.
Ich stelle mir gern vor, dass wir alle fleischgebundene Geschichten sind. Menschen, Tiere. Jeder von uns lebt gerade seine eigene Geschichte im diesem Zeitalter. So war es vor uns, so wird es nach uns sein. Als ich klein war, schien mir alles Ultimativ und Vorgegeben. Es gab Mama und Papa, Oma und Opa und Rosi-Oma, eine Handvoll Kinder und die Infos über die Welt, die die Erwachsenen damals selbst geglaubt haben. Über Gott und die Welt. Und dann wurde ich älter, lernte mehrere Menschen und Tiere kennen, setzte mich mit verschiedenen Perspektiven auseinander und war im fortgeschrittenen Kindesalter nicht mehr ganz davon überzeugt, dass die Erwachsenen wirklich den ultimativen Plan hatten. Vielleicht ist das Leben gar nicht das starre Raster, das plump Regeln folgt wie eine Funktion. Vielleicht kommen meine Eltern gar nicht in die Hölle, nur weil sie aus der Kirche ausgetreten sind, wie meine Religionslehrerin behauptet hat (hab sie Jahre später wieder getroffen - im Tierheim. Süße Frau, kann ja nichts für ihren Glauben. Immerhin hat sie sich positiv an mich erinnert und das brauchte ich zu dieser Zeit also war sie vielleicht auch sowas wie ein Engel in meiner Geschichte des totalen Chaos).
Ich habe geglaubt, dass ich nur älter werden muss, damit man mich ernst nimmt. Klar, ich war ja noch ein Kind und man sagte mir stets: "Das verstehst du, wenn du erwachsen bist." oder "Komm erstmal in mein Alter." oder "Da kannst du gar keinen Überblick haben." Irgendwann wurde ich älter und hab dann festgestellt, dass es wohl doch nicht am Alter liegt, also dachte ich eben, es liegt an mir. Logisch. Dann verstehe ich es halt nicht, weil ich dumm bin. Auch okay, also zum so halb vorgegebenen Plan des Lebens (meine Ansichten waren ja offenbar von Grund auf falsch und wenn ich das Problem bin, dann behebe ich eben mich): Mann finden, heiraten, nebenbei eine Ausbildung machen, die zwar nett ist, aber nicht deinen Ambitionen entspricht und dich aufs Kinderkriegen vorbereiten.
Glücklicherweise kam mir eine andere Geschichte in die Quere und lässt mich meine damit in Worte bannen. Aus dem Fleisch in die Unendlichkeit der Gedanken.
Ich stelle mir Wesen gerne als fleischgebundene Geschichten vor, weil es ein beruhigender Gedanke ist.
Ich bin im Allgäu aufgewachsen und daraus bestand meine Welt. Ich war fast nie außer Sichtweite der Berge und entsprechend war meine Aussicht - da war nur... ein Gefühl in mir. Dass das nicht das Leben sein kann. Dass das nicht mein Leben sein muss. Also habe ich mir Geschichten angehört, erlebt und festgestellt, dass die Welt viel größer ist und ich im Rückschluss noch viel unbedeutender bin als ich angenommen hatte. Und diese Erkenntnis schenkt mir Freiheit. Paradox?
Sieh's mal so: während die einen gerade ihr #bestlife leben, kämpfen die anderen für ... was eigentlich? Alles mögliche. Ums Überleben, in fremden Kriegen, mit ihrem eigenen Kopf, ihrer Armut, ihrem Reichtum oder what ever und was ändert's im Großen und Ganzen? Am Ende sind wir doch alle tot. Jeder von uns. Früher oder später. Und weswegen sollte ich mir dann selbst die Freiheit verwehren, zu sein, wer ich bin, zu sagen, was ich denke? Ein unendliches Paradoxon, eine wunderschön schaurig tragische Geschichte, das Leben. Vielleicht geht's ja einfach nur darum. Dass wir leben. Und ganz ehrlich? Würdest du lieber in einem spannenden Buch erzählt werden oder für immer als Manuskript in einer Schublade enden?
Meins schenkt mir Worte und die Fähigkeit, die Storys hinter den Menschen zu sehen, birgt aber auch die Gefahr, mich von guter oder einfach nur sehr plumper (geht leider auch) Inszenierung in den Sog des anderen inneren Verderbens zu geraten.
Gedanken über das Leben, den Tod, die Zeit, in der wir leben, die unserer Vorfahren erlebt haben und die unsere Nachfahren haben werden können mitunter sehr anstrengend sein und das ist einer meiner persönlichen Lösungsansätze. Deswegen und auch aus dem Versuch heraus, mehr als das verkümmerte Manuskript zu sein, erzähle ich auf frauenbarth.de meine - nein, unsere Geschichte aus meiner Sicht. Ich habe 2019 nämlich auf dem Weg meine Seiten zu füllen, die Liebe meines Lebens getroffen.
8.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Die Hunde schlafen. Törtchen knautscht irgendwie an mir dran, Benno liegt an Bastis Beinen und keiner sieht aus, als würde er aufstehen wollen.
8.20 Uhr
Ich stehe auf, überrede das Törtchen mitzukommen und wir gehen kurz Gassi. Sie ist so gar nicht begeistert und als wir auch noch den Papa vom Monsterchen treffen und ich mich kurz mit ihm unterhalte, ist ihre Stimmung ganz runter. Sie erledigt schnell ihr Geschäftchen und will dann wieder heim.
Basti und ich gehen schnell duschen und machen dann Benno fertig, um ihn mit zum Spaziergang mit Gucci zu nehmen.
10.45 Uhr
Ich hole Gucci ab und Benno freut sich schon riesig. Wir drehen eine Runde durch den Wald und geben Gucci dann wieder ab. Benno ist tiefst traurig, aber ich verspreche ihm, dass wir sie morgen wieder sehen.
"Du glaubst nicht, wer heute die Nerven hatte, mich zu grüßen!", sage ich als wir auf dem Rückweg sind. "Hm?" Gäbe ein paar Möglichkeiten aktuell. Seekuh, der Kaufhauscop, eine Mitarbeiterin aus dem Fitnessstudio... "Der zuverlässige Immobilienmakler der Louisenstraße. Damit hast jetzt nicht gerechnet, gell?"
Er lacht. "Ne."
"Ja, ich war mit'm Törtchen draußen und hatte ja meine Gassisachen an. Diesmal hatte er den armen Hund aber wieder dabei. Nur seine Bitch nicht."
"Klar hat er dich gegrüßt. Recht freundlich bestimmt. Törtchen sieht aufn ersten Blick aus wie ein Kampfhund und ein hübsches kleines Mädchen mit Kampfhund, das keine Angst hat sich dreckig zu machen und halt außerdem auch wirklich 'ne Frau ist und eben nicht nur ein hübsches kleines Mädchen weckt halt sein Interesse. Des ist des, was er sich gewünscht hätte, aber mit Geld nicht kaufen kann."
"Mag sein. Find's trotzdem daneben. Also den Typ, nicht dass er 'Hallo' gesagt hat."
So eine Geschichte, die meine irgendwie tangiert, mich aber nicht berührt, um Gegensatz zu der seiner armen Labradorhündin, "die das so braucht."
Basti geht gleich weiter ins Gym und ich bleibe mit den Hunden zuhause, schreibe den Blogbeitrag von Sonntag und farme dann ein bisschen in WoW.
"Und, war's Training gut?"
"Super!" Er strahlt mich an und ich bin glücklich, dass es ihm besser geht. Sein ehrliches Lachen und seine Freude hab ich vermisst.
Wir legen uns nochmal ein bisschen hin, gehen dann mit den Hunden raus und spielen WoW. Basti findet eine gute Gruppe aus Gildenleuten und ich bringe meine Druidin wirklich endlich auf Level 80 und mache mit meiner Paladina auf Level 10 weiter. Sie kommt bis Level 16, dann logge ich auf meine Todesritterin um und gehe mit Basti noch ein paar höher Mythic Dungeons. Ich bekomme sogar ein cooles neues Reittier, weil ich mir wirklich den Arsch aufgerissen habe, um besser zu werden und die Seasonbelohnung geschafft habe
In meiner Kriegsmeute hat übrigens auch jeder Char seine eigene Geschichte, aber die wird mal in einem anderen Projekt festgehalten. Vorerst versuchen wir mal, was aus 2l1f3s1st0ry so wird. Hauptsache wir haben Spaß zusammen.
1.30 Uhr
Wir gehen nochmal mit den Hunden raus, schauen eine Folge Rick and Morty und schlafen.
Es war ein guter Tag. Liebe Grüße an die Glitzerfee, falls du das liest ;) Und für alle anderen Leser: Vielleicht geht's nicht ums gute Leben, sondern um die besonderen Momente und die Geschichten, die wir erleben. Schon mal drüber nachgedacht?
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