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- FRAUENBARTH
- 4. Nov. 2024
- 12 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Nov. 2024
8.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Er verstummt und mein Freund zieht mich näher in seine Arme. "Ich bin so froh, dass ich jeden Morgen neben dir aufwachen darf."
Der Tag gestern hat uns gut getan. Einfach mal den Stress rausnehmen, den wir uns selbst gemacht haben. Kann sein, dass wir unbedingt beweisen wollten, dass es sich gelohnt hat, weg zu gehen. Wir haben unser altes Leben beide hinter uns gelassen und haben die letzten fünf Jahre vielleicht zu krampfhaft versucht, zu beweisen, dass sich das gelohnt hat. Und darüber haben wir vergessen, dass wir das, was wir hatten und wofür wir losgezogen sind, schon lange erreicht haben. Wir haben uns gefunden.
"Bleiben wir noch zehn Minuten liegen?"
"Mhm."
Kurz vor neun stehen wir dann auf und gehen in die Dusche. Die Schmerzen schlagen wieder zu und die Laune senkt sich rapide ab. Ich sehe, wie sehr er kämpft und ich will ihm einfach nur seinen Schmerz nehmen, doch ich kann nicht. Ich werde verzweifelt und fühl mich scheiße, weil ich so machtlos bin und dann reagiere ich genervt, ohne wirklich genervt zu sein. Das verletzt ihn natürlich wiederum und wir bekommen uns in die Haare. So ist das halt manchmal. Diesmal bricht er den Streit ab und löst die Situation auf, bevor wir uns wieder in einen Sturm an Drama hineindrehen und es uns am Ende beiden nur noch schlechter geht. Alles was wir wollen, ist ja einen schönen Tag zusammen verbringen.
Wir entschuldigen uns beieinander und ich flechte seine Haare, während er noch ein paar Bestellungen tätigt. Derweil ruft mein Sachbearbeiter von der Krankenkasse an, um sich nach meinem Zustand zu erkundigen. "Ja, das ist natürlich ganz blöd. Da würde ich Ihnen wirklich eine Reha ans Herz legen. Vielleicht mit Berufsorientierung zwecks Umschulung."
Joa, für Ausbildung X. Ursprünglich war ich gut aufgestellt. Mehrere Berufsausbildungen in verschiedenen Sektoren. Theoretisch hätte ich immer irgendwie arbeiten können sollen. Das war das Ziel. Und nun stehe ich da mit meinen IHK-Zertifizierungen, meinen Aus- und Weiterbildungsnachweisen, der Berufserfahrung aus zig Branchen und einem Körper, der gerade für keine mehr taugt. Daran ist natürlich nicht allein die Arbeit schuld, wie du im Blog herauslesen kannst, gab es auch einige soziale Faktoren, die dazu geführt haben, dass ich jetzt als Frau mit Anfang 30 ohne Kinder nutzlos für die Arbeitswelt bin. Zumindest für den Moment.
"Und was soll dir das alles bringen, Motte?", hallt die Stimme meiner alten Nachbarin in meinen Ohren, die stets predigte, ich solle mich ein wenig zurücknehmen, wenn ich wieder völlig übersteuert mit meiner Ziggi und meinem Mutti-Schnaps auf ihrem Balkon stand. "Siehst du dann, wenn ich mir aussuchen kann, was ich arbeiten will, wenn die Welt wirr wird.", habe ich geantwortet. Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende... Aber trotzdem.
"Vielleicht sollten wir das mit der Reha wirklich überlegen.", sagt Basti, nachdem ich aufgelegt habe. Es geht auch wirklich nicht mehr weiter so. Wir brauchen einfach engmaschigere Unterstützung von Ärzten und Therapeuten und vor allem Physios, die keine Schwellung auslösen, die seit drei Monaten nicht mehr zurückgeht. Wir leben mitten in einem Kurort und die Anträge wären auch schon ausgefüllt. Besprochen habe ich das mit meiner Ärztin auch schon länger.
Wir wackeln zu Rewe und holen uns Frühstück. Wir haben unser Kriegsbeil begraben und versuchen uns auf den Tag zu freuen. Wir laufen wie gewohnt am Saintplatz vorbei und einer unserer Lieblingsmenschen von dort kommt zu uns rüber. "Guten Morgen meine Lieben!" "Guten Morgen!" Er strahlt uns an und wir strahlen zurück. Wir mögen die Leute. Sie sind echt. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen, aber das weiß jeder von ihnen und sie teilen sich ihre Last zwei bis drei Mal die Woche beim Zusammenkommen. Es ist anders, seit der Hund tot ist. Aber wenn man genau reinspürt, wacht er immer noch über seinen kleinen Chaotenhaufen.
"Ihr Zwei! Ich freu mich ja immer so, wenn ich euch seh und neulich hat mich dann jemand gefragt, du, du sagst doch immer so nett "Hallo" zu denen. Wie heißen die denn? Das wusste ich bisher noch gar nicht und deswegen dachte ich, ich muss euch jetzt einfach mal fragen."
"Basti und Jana", antworte ich und wir stellen uns kurz höflich mit Handschlag vor. Die ganze Truppe wirkt ein bisschen angespannt. Normalerweise berühren sich die zwei Welten nicht großartig, obwohl sie direkt nebeneinander liegen. Es gibt den Rathausplatz und daneben die Saintwiese. Das gesellschaftliche Leben und die Substis. Die einen ziehen meist an letzteren vorbei, ohne eine Notiz zu nehmen oder mit einem kleinen oder größeren Naserümpfen. Es ist so ein Grenzgängermoment, wie wir sie oft haben. Von der einen sozialen Schicht in die nächsten und wieder zurück. Selbst sind wir irgendwo dazwischen.
Wir gehen ins Studio und es ist zur Abwechslung mal richtig gute Stimmung dort. Wir unterhalten uns mit einigen Leuten, die wir lange schon nicht mehr gesehen haben und Basti kann sich mit seinen Rentnern austauschen. "Wir haben dich ja schon lang nicht mehr gesehen!", wird er begrüßt. Er war bis Juni Teamleader dort und war gerade bei den älteren Ladies die Bezugsperson. Ist ganz schön, mal wieder zu quatschen. Ich erfahre vom Schwedentrip des Studenten, dessen Hund wir neulich zu Besuch hatten und freue mich, dass er eine schöne Zeit hatte. Hat er sich verdient. Er reißt sich echt den *rsch für den Laden auf und kriegt dafür sehr wenig bis Minusanerkennung. Kein Wunder, dass die jungen Leute, an Arbeitsmotivation verlieren.
Nachdem wir uns in den dritten Stock hochgekämpft haben (hat heute mal wieder ein bissl gedauert, weil die Leute ja gute Laune hatten und wir lang nicht mehr zu der Zeit da waren), um die nächste Bestätigung zu hören, warum man als junger Mensch wenig Lust hat, noch in einem größeren Unternehmen zu arbeiten. Und dass es um die Gesundheit ganz bescheiden steht. Das ist der zweite junge Mann innerhalb der letzten zwei Monate in unserem Umfeld...
Vielleicht fallen einem die Kranken und Verletzten aber einfach auch mehr auf, wenn man selbst betroffen ist. Ist ja alles Bewertungssache.
Wir machen unser Armworkout und es läuft ganz gut. Wenig Gewicht zwar, aber dafür fokussiert und ohne Zwischenfälle. Als wir unsere Sachen packen und Richtung Aufzug laufen, fällt mein Blick auf Bastis Rücken. "Wow, Bebi! Kein Wunder, dass das wehtut!" Ein ungefähr faustgroßes Hämatom zeichnet sich von unten heraus auf der linken Seite seines Rückens ab. "Der Beschreibung nach war das die Stelle, die dir seit der Physio so wehtut."
"Ich sag doch die ganze Zeit, dass dieser Schmerz eben nicht von den Nerven kommt."
Jetzt können wir zwar erstmal auch nichts weiter machen, aber immerhin haben wir die Telefonnummer von einer anscheinend sehr guten Osteopathin an die Hand bekommen. Das wäre ja toll.
Wir verlassen gerade das Fitnessstudio, da erreicht mich die Nachricht, dass das Monsterchen schon früher bereit zum Gassigehen ist. Ein Video kommt gleich hinterher, wie er mit seinem Spielzeug um die Ecke linst und bereit für Party ist. "Alles klar, wir kommen eh grad aus dem Studio. Dann wechseln wir schnell die Jacken und kommen direkt zu euch.", antworte ich. Wir entschließen, die Jacken nicht mehr zu wechseln und gleich zu gehen. Es ist inzwischen warm genug, um auch eine längere Strecke mit meinem Übergangsmantel zu laufen. Meine Eltern lassen uns liebe Grüße aus Kempten zukommen. Sie essen in einem Laden, der irgendwas mit Oktopus heißt. Irgendwie verfolgen uns seit längerem Tentakel und Tintenfische. Sie sind überall. Priming*... Inzwischen machen wir uns unseren Spaß draus. Gehirne können ja eine spaßige Sache sein, wenn man sie für seine Zwecke zu nutzen beginnt. Danach sage ich den Mädels für morgen ab, weil ich glaube, dass zwei andere Hunde kommen und außerdem unser Monster für mindestens einen halben Tag da ist und das wird zu viel für alle.
Uns erwartet ein fast perfektes Monsterchen, das nur ein ganz bisschen bellt und auch erst, nachdem wir schon ein paar Worte gewechselt hatten. Und er freut sich halt so und gibt sich trotzdem so viel Mühe ein guter Junge zu sein. Wir lieben ihn. Einfach ein großartiger Kerl, so schwierig wie er (für sich selbst) auch manchmal sein mag. Die Gassirunde läuft dafür heute super. Er ist perfekt. Pöbelt nicht, legt sich nicht sonderlich ins Geschirr und ist auch kein wilder PingPong-Ball. Er übersieht sogar ganz professionell den vorbeirennenden Hasen und weicht anderen Hunden heute lieber großräumig aus, bevor er in Versuchung kommt, sie anzubellen. Wirklich nett von ihm. Ein ruhiger Start in eine hoffentlich bessere Woche.
Zuhause angekommen legen wir uns erstmal noch ein bisschen hin und schauen unsere Serie weiter. Wir haben in der Nacht zu Halloween, nach meinem Heulmarathon, noch "The Life of Ibelin" gesehen, was meine Heulerei logischerweise noch verlängert hat. Guter Film, sollte man gesehen haben. Danach hatten wir wieder mehr Lust, mal was anzuschauen und haben Ultraman noch eine Chance gegeben. Überraschenderweise wirklich eine coole Serie mit viel Witz und Stimmung. Wir mögens.
So gegen drei Uhr stehen wir wieder auf und richten unseren Discordserver ein. Wir haben gemeinsam mit Shadowlands angefangen, World of Warcraft zu spielen. Er wieder, ich neu. Ich bin schlecht darin, er hatte früher eine Gilde mit Sponsoren. Der Spaß ist vorprogrammiert, wenn du mit jemandem anfängst, der Raids geführt hat... und nicht in deiner pinken Regenbogen-Einhornwelt voller Nitendogs und "Meine kleine Tierpension", "Abenteuer auf dem Reiterhof" landest, sondern auf dem harten Boden des Onlinegamings. Die oftmals weniger netten Kommentare zu meinem wenigen Skill auf den viel zu hohen Stufen, auf denen ich meine Chars irgendwie mit Facerolls kämpfen hab lassen, bekamen wir uns auch da oftmals in die Haare. Heute ist das anders. Wir haben einen unterschiedlichen Spielstil und das ist okay. Wir profitieren voneinander. Er nimmt mich mit in die Dungeons und die PvP-Events, ich halte ihn zum Questen an. Handeln tun wir eigentlich beide gerne, aber er hat mehr Ordnung und Struktur. Aber er ist auch eher fähig, sich auf eine Sache zu fokussieren, während ich irgendwo zwischen Discord, Nachrichten, Mails, Sprachnachrichten, Blog, Instagram und Facebook hin und herhüpfe und mich frage, warum ich nie was fertigbringe. Immerhin habe ich heute ein schönes Reel für 2l1f3s1st0ry gemacht, aber dann war's uns wegen einem Bild doch irgendwie zu anrüchig und wir haben es wieder gelöscht. Ist gerade schwer die Waage zu finden, zwischen was wollen wir posten, weil wir prinzipiell finden, dass es gut aussehen würde und was posten wir lieber nicht, um keinen falschen Eindruck zu erwecken und nicht dasselbe zu tun, worüber wir uns beschweren. Ich checke mal meine Nachrichten auf Facebook, was ich ja gewöhnlich nicht zu tun pflege und sehe eine Nachricht von meinem Herkunftsort. "Hallo Jana, du schreibst wunderbar -" was für eine schöne Überraschung. Nicht nur, dass es sich um eine normale Nachricht und kein Dickpic handelt, sondern dass es sich tatsächlich um mein Schaffen dreht. Das ehrt mich. Es ist selten. In mir sehen die Leute alles mögliche. Oftmals ihren Vorteil. Im selten Fall die Schriftstellerin. Es tut gut, mal als das erkannt zu werden, was man ist. Danke dafür. Von Herzen. Der Wochenstart ist gelungen!
Ich erzähle Basti von der Nachricht und wir freuen uns gemeinsam. Danach setzen uns kurz zu einem Brainstorming zusammen und dann läufts. "Du machst die Kanäle, ich die Rollenverteilung, ja?", schließt er unser Gespräch. Ich nicke und setze mich an die Beschreibungen für die Channels unseres Gildenservers.
Zwischendurch bekomme ich eine Sprachnachricht von der Kulturredakteurin, die ich schon seit meinen Kindertagen kenne und mit ihrer offenen und liebevollen Art, dem Sinn für ihre Arbeit und der Hingabe, die sie dahineinsteckt, sehr ins Herz geschlossen habe und freue mich, von ihr zu hören. Sie weißt mich daraufhin, dass inzwischen schon November ist und ich mich eigentlich melden wollte, wenn wir im Allgäu zu Besuch sind im September oder Oktober. Stimmt. Das hätte ich auch, wenn wir da gewesen wären. Sie ist übrigens viel cleverer als ich, denn sie schreibt sich Zettel. Es geht darum, dass sie einen Artikel über unser erstes gemeinsames Buch schreibt, das wir im Sommer veröffentlicht haben. Und zu dieser Gelegenheit würden wir uns gerne zu einem Interview zusammensetzen, weil das halt mit Facetime oder Zoom einfach nicht dasselbe ist wie wenn man in Blaichach beim Härle sitzt und aufs Dreherbüro schaut. Im Buch geht es um verschiedene kleine Geschichten aus unserem Leben, bevor wir uns kennengelernt haben. Wir haben mehrere Jahre gemeinsam im Allgäu gelebt, da wäre es ein schöner Start in die PR, mit diesem Interview zu beginnen. Alles andere was WarriorWays angeht, ist ja auch irgendwie auf der Strecke geblieben. Die erste geplante Buchvorstellung wurde erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Zwar haben wir dann bessere Möglichkeiten, aber irgendwie hängt man dann auch so in der Luft. Unser netter Kontakt zu dem lokalen, aber größeren Veranstalter ist irgendwie auch abgerissen, weil wir ja bisher auf keinen terminlichen Punkt kommen konnten. Umso schöner ist es zu hören, dass unser Buch gut ankommt und schwer zu beschreiben ist. Aus mehreren Gründen. Und dass die Kunst darin toll ist. Ich platze fast vor stolz. Ich weiß schon lang um die kreative Ader, die in meinem Freund schlummert, aber erst mit diesem Projekt beginnt sie langsam aufzubrechen und er ist großartig darin. Ich liebe es, mit ihm Dinge zu Erschaffen. Außerdem scheint das funktioniert zu haben, was wir damit bezwecken wollten. Und was genau das ist und was wir uns dabei gedacht haben, soll eben bei einem schönen Cappuchino mit Hafermilch, die es inzwischen auch schon im Allgäu gibt, erörtert werden. Mal sehen, wann das sein wird. Minuspunkt fürs Reisen mit den Öffis. Fairerweise will gesagt sein, dass gerade auch keiner von uns eine 400km Autofahrt überstehen würde.
Wir freuen uns auf jeden Fall sehr über die liebe Nachricht und auch über die Worte "lesenswert" und "Kaufempfehlung". Wie schön, es ist wirklich ein besserer Wochenstart als die vielen letzten. Außerdem erhalten wir erneut den Hinweis, dass die Passwörter für die Portale teilweise zu knifflig sind. Das ist natürlich eher ungünstig, vor allem, wenn man eine kleine Onlinebuchcommunity aufbauen will. Wir waren eigentlich der Meinung, das würde so gehen, aber mag sein, dass wir uns ein wenig zu sehr in unsere Welt eingesponnen haben, sodass es für die Leser oftmals ein bisschen zu undurchsichtig ist. Mal sehen, was passiert. Das ist ein Projekt, das viel mehr Zeit in Anspruch genommen hat, als ursprünglich geplant. Es ist ungefähr 300 mal so groß geworden und in eine völlig andere Richtung verlaufen, als gedacht. Ich war ein bisschen böse mit dem Buch, um ehrlich zu sein. Es ist alles gut gelaufen und dann wurde der Gesundheitszustand schlechter und irgendwie alles was damit zu tun hatte, fiel auf einmal ins Wasser und unsere Motivation war ziemlich hinüber. Wir wussten natürlich schon recht bald, dass es im generellen alles länger dauern würde, was damit zu tun hat, als anfänglich geplant, aber das Loch war irgendwie 'n bissl doof. Hat zusätzlich einfach die Stimmung gedrückt. Ich denke, wir werden dazu ein eigenes Instagram- und Tiktokprofil anlegen müssen, wenn wir das so zum Laufen bringen wollen, wie gedacht. Immerhin eine mögliche Arbeitsquelle für die Zukunft. Mal sehen, wie sich das aufbauen lässt. Jetzt steht ja eh erstmal die Reha im Raum.
Kurz nach 18 Uhr flattert die Nachricht ins Haus, ob die kleine süße Brunni am Donnerstag wieder zu Besuch kommen kann. Ich hab mich gerade über die ersten Leute auf unserem Server gefreut und sage deswegen gleich zu. Erst dann lauf ich mal zum Hundekalender. Irgendwie sieht da was komisch aus. Heute ist der vierte. Laut plan sollten heute zwei Hunde hier sein. Ich sehe keinen. Ich habe auch nicht das Gefühl, einen vergessen zu haben.
Moment. Vierter. Das bedeutet wohl, es ist ein neuer Monat. Ach ja, genau. November. Ich blättere die Seite um. Ach sche*ße.
"Gucci kommt doch am Dienstag, oder? Hat sie gesagt, ja? Und Dienstag ist morgen, weil heute Montag ist?"
"Ja."
"Ok. Aber Gucci steht morgen nicht drin. Niemand. Also hab ich den Mädels umsonst abgesagt, weil... sche*ße!"
"Was?"
"Ich hab doch grade der Bruni zugesagt."
"Ja?"
"Luca kommt."
"Und? Der ist gentle."
"Und die Mädels eventuell."
"Und? Die sollen sich doch eh kennen lernen."
"Und the Queen herself und der kleine Chaot reisen am Donnerstag an."
"Nein, das geht nicht."
"Ja, und was machen wir jetzt?"
"Keine Ahnung, aber ich halte das für eine dumme Idee."
"Ach f*ck echt. Warum kann nicht einfach mal irgendwas normal laufen?"
Ist übrigens immer so und auch nicht nur bei uns. Es gibt so Wochen, da passiert einfach gar nichts. Nichts. Null Komma Null Null. Und dann gibt es so Tage wie diese, für die du den Lohn des Durchhaltens der leeren Tage kriegst und die überfahren dich dann.
Ich kläre die Bruni-Sache und frage, ob ich irgendeine andere Lösung ausfindig machen soll, wo sie unterkommen kann für den Tag. "Nein, danke. Keine andere Person.", kommt prompt und ich fühle mich ein weiteres mal sehr geschmeichelt an diesem Tag und als das geschätzt, was ich bin. Eine echte Freundin für mein Rudel, wenn ich auch meine Verplantheiten und Verwirrungen habe. Die Hunde nehmen mir das kaum übel und alles andere lässt sich meist glücklicherweise und dank großartiger Unterstützung von ganz tollen Menschen meist recht schnell regeln.
"Weißt du was, Bebi?" "Hm?" Ne, ich weiß grad nicht so genau weiter. Alles steht schon wieder Kopf und ich kenne mich im November gar nicht mehr aus, weil alle Zeiten jetzt wieder völlig anders sind, als sie ursprünglich mal hätten gewesen sein sollen.
"Wir gehen jetzt sofort los und besorgen einen kleinen Tischkalender, den du dir einfach nebens Laptop stellen kannst."
"Wunderbare Idee!" Ich freue mich außerdem, rauszukommen. Wir bummeln durch die Louisenstraße, um am Ende bei Tedi bei uns nebenan letztendlich einfach eine Pinnwand mitzunehmen, weil sich das letztes Endes dann doch am Besten eignet. "So bleiben wir flexibel."
"Das find ich gut."
Unterwegs erhalte ich noch eine süße Nachricht, da geht es unter anderem um einen ganz sensiblen Besuch im Sommer, der am liebsten zu uns kommen soll. Doppelbestätigung heute. Zwei Punkte fürs Schreiben, zwei Punkte für die Hundefreundschaft, mehrere Punkte für menschliche Bekanntschaften, die sich je nach dem auch in zwei Gruppen aufteilen lassen. Je nachdem wie man es sehen will: z.B. Hessen/Bayern, Online/Real, ... Auf jeden Fall durchweg positive Erfahrungen und mal niemanden, den wir anschreien mussten, außer heute morgen kurz uns selbst. Und das braucht es halt einfach manchmal. Ein Geschenk dieser Tag. Und ich bin glücklich, dass ich ihn an der Seite, des größten Geschenks meines Lebens verbringen durfte. Wieder doppelt gemoppelt.
Inzwischen habe ich gegessen, mein Hundechaos wieder im Griff, schreibe diesen Blogeintrag und sehe, es ist 21.00 Uhr. Zeit, meinen Chars mal einen Besuch abzustatten.
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