Anfang 2025
- FRAUENBARTH
- 27. Jan.
- 8 Min. Lesezeit
7.40 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich öffne ein Auge, sehe dass Luca auf Bastis Beine sabbert und der so vor sich hinschnarcht, also drücke ich auf "Ausschalten" und beschließe, doch erst um acht aufzustehen. Hatte mir eigentlich vorgenommen, heute früher in den Tag zu starten. Ist ja Montag und so und ich will mich ja aufs Wiederarbeiten vorbereiten - wobei das gar nicht zwangsweise viel anders aussehen muss als jetzt, nur hoffentlich mit mehr Gesprächen mit Menschen in Beratungen, denn damit werde ich ja dann wieder mein Geld verdienen. Außerdem wollte ich Luca den Gefallen tun, mich an seinen Zeitplan zu halten, aber offenbar ist der immer noch ganz im Urlaub. Auch gut.
8.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich drücke auf Schlummern.
8.05 Uhr
Ich stehe auf und Luca auch. Basti lassen wir schlafen und gehen allein eine kleine Gassirunde. Mein Fuß tut noch recht weh, aber ich kann eigentlich recht gut laufen. Luca ist ja zum Glück sehr anständig, sonst hätte ich auch ein Problem. Er ist nach wie vor schwerer als ich. Ich hab zwar glücklicherweise etwas zugenommen die letzten Wochen und das auch gehalten, aber der Hund hat halt auch ein paar Kilo mehr als zuletzt...
Wir wandern um den See und dann über die Louisenstraße zurück. Zuhause kriegt er Frühstück und ich sammel' die Wäsche von gestern zusammen, lege sie gleich in die Campingwaschmaschine (hab mich inzwischen echt mit dem Teil angefreundet) und sehe mal nach den Pflanzen, bzw. den Samen, die ich gestern Abend noch ausgesät habe. Ich hoffe, ich ernte diesmal Petersilie und Koriander statt Trauermücken. Um die Orchidee steht es so mittelmäßig, der ging es eigentlich recht gut und dann hat sie leider innerhalb eines Tages ihre zwei neuen Blätter einbüßen müssen. Das erste Mal, weil irgendwas auf das größere gefallen ist, das zweite hab ich leider mit meinem Mantel abgerissen. Armes Ding. Dafür hab ich ihr jetzt extra Dünger und Licht gegeben. Die hat wirklich schon viel durchgestanden. Vielleicht sollten wir uns ein paar Grünlilien anschaffen, die sind auch robust und es macht nichts, wenn die Hunde sie annagen.
10.24 Uhr
Ich mach mich mit unserem Pfand auf den Weg zu Rewe und als gerade auf der Zielgeraden zur Ampel bin, bekomme ich eine Nachricht von meinem Freund. Als ich gegangen bin war er noch nicht ansprechbar. Normalerweise schreibe ich einen Zettel, aber heute sah es so aus, als würde er mindestens die nächsten zwei Stunden weiter vor sich hinkomatieren.
"Wo ist meine wunderschöne Traumfrau? Einfach weg..."
"Ne, nur einkaufen. Alles gut, Bebi. Bis gleich. Ich liebe dich." "Ich liebe dich"
Ist ja nicht so, als könnten wir nichts getrennt voneinander machen, aber es ist halt komisch, wenn man erwartet, dass der andere zuhause ist und dann ist er es nicht. Mir ging's vor kurzem auch so, nur dass es da um Wohn- und Schlafzimmer ging. Hab ihn im Wohnzimmer erwartet, aber dort war er nicht... Und dann hab ich erstmal geweint und die zwei Sekunden bis er geantwortet hat kamen mir vor wie Stunden. Manchmal ist man halt in einer sensiblen Phase, gerade, wenn es einem nicht gut geht oder man Schmerzen hat.
10.29 Uhr
Weil ich an der Ampel eh warten muss, ruf ich noch schnell bei unserer Hausärztin an und vereinbare einen Termin für Basti. Er ist ja nicht gerade fit aktuell und das mit den komischen Schmerzen zusätzlich besorgt mich auch. Er kann schon am Mittwoch kommen, das find ich gut.
Ich brauch nicht lange und als ich wieder daheim ankomme, ist er schon wach, aber noch nicht fit genug zum Aufstehen. Ich mache ein paar Frenchtoasts mit gebratenen Cashews und Banane und lege eine Mandarine dazu, trinke selbst eine Tasse Kakao und mache mir ein Vollkorntoast-Sandwich mit Nussnougatfüllung und esse dazu die übrige halbe Banane.
Ich schreib meinen Blogbeitrag vom Vortag, wird nicht so lang und bis dahin ist Basti aufgestanden und wir gehen duschen.
Er geht ins Fitnessstudio, ich bleibe mit Luca zuhause, weil mein Fuß erstmal ausheilen soll und ich eh schon genug laufe. Außerdem mache ich ja zuhause zwischendurch immer mal wieder ein paar Übungen.
Ich lese mal probehalber den Blogbeitrag "Auszeit". Geht vorrangig darum, mal wieder Sicherheit da rein zu bringen und auch klar und deutlich zu sprechen, Geschwindigkeit und Lautstärke anpassen, ect. alles nicht so einfach und dann der richtige Kamerawinkel, das Licht, blabla. Aber egal, da muss ich jetzt durch und bald werde ich ja auch wieder längere Gespräche mit fremden Menschen führen müssen. Über das Jahr, in dem ich fast nur zuhause war, habe ich so eine ganz merkwürdige eigene Sprache mit meinem Freund entwickelt. Das fällt mir immer wieder dann auf, wenn ich kurz Smalltalk mit Menschen mache und dann überlegen muss, wie der Satz jetzt korrekt wäre oder wie man das jetzt ausdrückt statt zu sagen: "Dings, alter, weisch scho, was i mein, gell? Des halt. Und dann wenn da so und dort, dann hast du jetzt verstanden, was ich mein." Überraschenderweise versteht Basti recht oft, was ich mein und sagt das nicht nur, denn er kann mir ja drauf antworten. Auch so eine Sache, die ich an ihm liebe. Manchmal komisch wie so ein Fangirl von seinem eigenen Alten zu sein, aber auf der anderen Seite ist das auch schön. Er ist halt einfach wunderbar, mit all seinen Ecken und Kanten.
Die Beiträge auf Instagram und TikTok dienen dazu, ein bisschen meine Sprechhemmung abzubauen, die sich über die Jahre eingeschlichen hat. Mehr dazu in den vergangenen Beiträgen, aber ich habe beschlossen, mich so gut es geht auf das zu konzentrieren, was vor uns liegt und endlich wirklich das loszulassen, was nicht mehr zurückkommen kann. Damit geht's mir schon besser und das erlaubt hoffentlich auch dem Teil von mir, der noch da ist, sich wieder voll zu zeigen. Also eigentlich bin ich in all meiner Sorge was die Welt und unsere Situation im Speziellen in unserer Gesundheitslage ect. angeht, trotzdem ganz positiv und optimistisch gestimmt. Wir machen das schon. Wir haben so viel durchgestanden, da schaffen wir jetzt auch die Hürde, wirklich endlich das Leben anzunehmen, für das wie solange gekämpft haben. Ein ruhiges, harmonisches, selbstbestimmtes. Dass wir unseren Seelenpartner finden, hätten wir gar nicht erwartet, bevor wir uns getroffen haben - das schien uns dann doch zu absurd. Wir sind schließlich beide sehr schwierig. Aber was soll man sagen? Hauptgewinn.
13.44 Uhr
Luca und ich gehen los, um Basti vom Gym abzuholen. Wie immer wenn man mit Luca durch die Menschenmenge geht, trifft man auch völlig unterschiedliche Reaktionen. Angst oder quietschende Freude: "Ooooohhh, ist der süß.".
Auf dem Weg nach Hause erzählt mir Basti vom Training und davon, dass es eigentlich gar keine großen Neuigkeiten gibt, außer einen neuen Area Manager. Aber kann uns ja glücklicherweise egal sein.
14.47 Uhr
Ich trinke gerade eine Tasse Kakao, da ruft meine Sachbearbeiterin von der Krankenkasse an und erzählt mir nochmal davon, dass das ja schon blöd ist, wenn so gar keine Therapie statt findet und dass das ja noch Monate dauert, wenn ich jetzt erst die Reha beantragen kann und ich gebe ihr recht und erzähle ihr von meinem Alternativplan. Sie ist so semibegeistert und eher der Meinung, ich solle das Problem des Arbeitsamts werden, falls ich noch Zeit bräuchte wegen der Struktur oder in meiner Gesundheitslage keinen Job finden kann. Ja gut, wie soll ich mich auch bewerben: "Hallo, ich bin Jana, vielleicht komme ich an meinen Arbeitsplatz, vielleicht kann ich aber auch nur von meinem Bett aus auf meinem Handy umeinander drücken."? Ist natürlich nicht ihr Problem und auch nicht das der Kasse, aber halt aktuell auch nicht das des Arbeitsamts, weil ich ja noch krank geschrieben bin und die erst in irgendeiner Form überhaupt aktiv werden, sobald das nicht mehr so ist... wie auch immer, alles ziemlich unsicher und ich möchte ja ohnehin wieder arbeiten. Mein Ziel war der 24.02.2025. Jetzt habe ich es halt vorverlegt auf den 03.02.2025. Auch gut. Ideen gibt's genug, die Planung ist ja auch schon angesetzt und zwei meiner drei Vorhaben im Tierbereich kann ich sogar direkt starten, bei einem fehlt mir noch ein Behördendokument, das ich erst letzte Woche beantragt habe. Bei js.veggy.coaching kann's direkt weitergehen und dann hab ich wenigstens auch endlich mal wieder Antrieb und Begründung, auch ins Buchmarketing zu gehen.
"Was hältst du davon?"
"Ja, wenn du dich damit wohlfühlst, Bebi."
"Ja, ich denke, das ist die sinnvollste Lösung aktuell und langfristig."
Wir warten noch ab, was die Ärztin am Freitag sagt, so ist es mit der Sachbearbeiterin vereinbart, aber im Grunde steht meine Entscheidung und ich fühle mich auch gut damit. Ein paar Sachen gibt es noch zu klären und dann kann es nächsten Montag auch schon losgehen. Dass ich bis dahin schon Sachen im Onlineshop haben werde, ist wohl eher unrealistisch, auch dass der Release so schnell klappt, aber das lass ich vielleicht einfach am geplanten Datum zum 24.02., weil ich ja erstmal auch genug mit dem Wiedereinstieg in die Ernährungsberatung zu tun haben werde.
Ich freu mich auf jeden Fall und bin recht motiviert. Basti hat mir letzte Woche den Drucker eingerichtet und wenn die neue Tinte da ist, kann ich mich noch ein bisschen mehr Kreativ austoben. Außerdem möchte ich meiner Oma ein paar Beiträge von Frauenbarth schicken, damit sie auch an unserem Leben teilhaben kann. Sie liest gerne, vielleicht freut sie sich darüber.
"Oh, Gucci kommt heute, nicht morgen.", sage ich, nachdem ich einen Blick in meinen Kalender geworfen habe. "Auch gut. Wann?"
"Ich frage."
Ich schalte schon mal meine Arbeitszeiten auf meiner Ernährungsberaterwebsite frei und trage sie in meinen Kalender ein. Insgesamt sind wöchentlich 7 Terminbuchungen möglich, die Backoffice-Arbeit kann ich mir ja dann sowieso frei legen. Dienstag und Donnerstag habe ich für die Mädels freigehalten, nicht, weil sie so anstrengend wären, sondern weil ja auch oft andere Hunde da sind und ich genug Zeit für alle behalten möchte. Ist sonst nicht Sinn der Sache. Meine kleine Tierpension (das Computerspiel hab ich übrigens als Kind oft gespielt) mit angeschlossenem Onlineshop und Sofortkaufprodukten für Urlauber und Dauerbesucher wird übrigens DailyDogCare heißen. Bin schon gespannt, wie es anläuft und welche Hersteller ich so finden kann. Ein tolles Projekt, dass ich gerne unterstützen möchte, habe ich auf jeden Fall schon mal gefunden und Basti auch schon drüber informiert, dass wir dort dann auch mal hinfahren werden, um uns das anzuschauen.
16.47 Uhr
Wir machen uns fertig, um Gucci abzuholen. Luca begleitet uns natürlich. Wir laufen durch den Wald zurück und es beginnt zu regnen. "Toll.", meint Basti. "Na ja, konnte ja jetzt auch wirklich keiner wissen. Hat unten nicht danach ausgesehen."
"Echt so."
Erinnert mich ein bissl ans Allgäu, da kann's auch am einen Fleck strahlenden Sonnenschein haben und im andern geht die Welt unter.
19.09 Uhr
Wir sind wieder zuhause, die Hunde essen zu Abend und wir auch. Ich geh einen Dungeon mit meinem Schamanen und schmiede dann während 'm farmen ein paar Pläne bezüglich meiner vorgezogenen Arbeitsaufnahme.
21.00 Uhr
Ich habe Lust auf Crêpes und deswegen mache ich uns welche. Damit ich mir ernährungsberatermäßiger vorkomme, tu ich extra ein bisschen Vollkornmehl rein. Wenigstens etwas und vegan sind sie auch, also immer hin keine super große Sünde, wenn auch trotzdem voller Fett und Zucker.
Schmecken tut's dafür super und mit einer Prise Zimt direkt auf die heißen Crêpes wird's auch wirklich richtig lecker.
22.00 Uhr
Wir zocken noch ein bisschen. Nebenbei lade ich die REELs hoch, die ich Mittags gemacht habe. Zumindest einen Teil davon. Muss unbedingt noch besser werden, aber für den Start ist es okay. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.", sagen meine Eltern und ich bin der Meinung, wenn ich's nicht gleich kann, ist es halt nichts für mich. Gut auch hier wieder, dass ich einen Partner an der Seite hab, der mich gut genug kennt, um diesen Mechanismus zu umgehen, meine Aggressionen und meine Zweifel aushält und mich trotzdem immer ermutigt, dranzubleiben bis ich mein Ziel erreicht hab. Beim Sport zum Beispiel. Nicht, dass ich keinen Sport machen wollte. Ich hab nur einfach die Bewegungen nicht hingekriegt... Das waren vier Jahre harter Kampf. Gut, dass er in dieser Zeit Personal Trainer wurde. Wenn er mich hinbekommen hat, schafft er's mit jedem, wirklich. Man sollte ja seinen Partner nicht als Kunden haben und so ist das auch nicht, wir sind mehr Gymbros auf Pärchenart (und ich kann ihn halt nicht spotten). Oder beim Zocken. Noch ein heikleres Thema als die Bewegung... Aber da kann mein Papa schon ein Lied davon singen. Weiß nicht, ob der sich noch an meine Super Mario Ausraster erinnert... Ich trinke gerade übrigens aus einer Mario-Tasse. Basti hat sie mir geschenkt, als Erinnerung daran, durchzuhalten. "What doesn't kill you, makes you smaller" ist Marios Botschaft. Werd's meiner Kriegsmeute weitersagen.
1.38 Uhr
Wir gehen nochmal kurz Gassi und dann legen wir uns schlafen.
Comments