Changes - Future is here
- FRAUENBARTH
- 14. Jan.
- 9 Min. Lesezeit
Manchmal hab ich ja das Gefühl, unser Leben wäre irgendwie auf Pause, während die Welt um uns herum sich immer schneller beginnt zu drehen. Alice hat mir mit ihren wunderlichen Aussagen jetzt wenigstens die Gewissheit gegeben, dass es völlig egal ist, was irgendjemand tut oder sagt oder aufschreibt, weil es immer irgendwelche Figuren gibt, die dir am Ende das Wort im Mund umdrehen. So what? Hab aufgehört, das bedenklich zu finden, weil ich es eh nicht mehr aufhalten werde und dazu auch nie die Macht hatte. Es passiert halt, was passiert und meine Aufgabe als Individuum ist wohl, mich den Gegebenheiten anzupassen. Das ist okay irgendwie, weil durch diese Akzeptanz habe ich die Freiheit erlangt, die Anpassung zu meinen Bedingungen zu gestalten. Wer weiß schon, wie die Welt von morgen aussieht? Aber wenn mich mein Leben eins gelehrt hat, dann, dass jeder Tag alles ändern kann. Sicherheit ist eine Illusion und doch ist sie irgendwie in einem selbst zu finden, Paradox oder Bedingung und Konsequenz - mag wohl auf den Blickwickel ankommen. Ich verstehe zum Beispiel, dass ganz viele Menschen unzufrieden sind. Wen macht Krieg schon glücklich, außer die, die davon profitieren und die dabei nicht ihren Arsch riskieren? Na ja, und dann ist da ja auch noch die Wirtschaft und so, ist natürlich alles nicht so doll... Versteh ich schon. Geht uns auch so. Alle scheinen immer kranker zu werden, was aber auch nicht unbedingt verwunderlich ist und wenn man immer nur drüber berichtet, wie kacke alles ist, wie soll die Welt dann auch schön sein? Alles ignorieren geht natürlich auch nicht, weil das sehr naiv wäre. Wohin also mit mir im Wandel der Zeit? Alles so Fragen, die total nachvollziehbar sind, aber die könnte man ja vielleicht auch besprechen, anstatt im privaten aufeinander loszugehen... zum Beispiel. Aber man kann auch den Blick drauf richten, dass Veganer dem Essen das Essen weg essen würden, alle Männer verweiblicht würden, Transidentität eine Erfindung sei, Kondome einfach nicht für echt Kerle sind, weil norisknofun (oder so - gut da tut sich's nicht viel mit der Zeit, ich habe ja auch schon von der "Kondom-Allergie" gehört << also, dass wir uns richtig verstehen, keine Latex-Allergie oder so, was es ja tatsächlich geben würde, sondern eine Kondom-Allergie), ... und natürlich darauf, welche Lebensgeschichten man am besten zu seinem eigenen Vorteil verdrehen kann.
Wenn ich das so zusammenfasse, klingt das, als wäre ich von der deutschen Tragikomödie in eine ganz, ganz schlechte Parodie einer SciFi-Serie meiner Kindheit gerutscht. Bisher gefällt mir der Streifen nicht sonderlich. Harren wir der Dinge, die da kommen. Immerhin bin ich doch noch zu überraschen und das nach der großen Verkündung eines "linken Hitlers" und dem Einsatz von Polizeihunden als - dafür habe ich keine richtige Beschreibung - Fleischrammbock. Davon abgesehen, dass es mir unverständlich ist, wie diese Kreaturen keine Scham empfinden können, dachte ich wirklich: okay, okay... Alles gesehen und dann kam die Montagspredigt der Louisenstraße mit der Säure-Sache, was schon echt schon die Brauerei zum Überlaufen gebracht hat, aber die Abschiebe-Tickets in ein "Sicheres Herkunftsland" setzen der Dreistigkeit (das ist nur ein ganz milder Ausdruck für ein Knäuel an Worten, die mir dazu einfallen) dann doch die Krone auf.
Jetzt interessiere ich mich ja so überhaupt gar nicht für Politik und sowas, ich hab's wirklich versucht 'ne Zeitlang, weil man ja nicht immer nur Schimpfen und nichts besser machen kann, aber manchmal ist es auch einfach gut, wenn man einsehen kann, dass man da wo man gerade ist oder hingeht, nichts zu suchen hat. Trotzdem wird dieses Thema omnipräsent und ich hoffe wirklich darauf, dass die Mehrheit sich für die friedliche Lösung entscheiden kann und dann alles wenigstens einigermaßen "normal" weiterlaufen kann. Klar, Deutschland hat ganz viele Defizite, unglaublich viele, aber wir genießen hier auch Privilegien, die einige gerade ganz bereitwillig den Hunden zum Fraß vorwerfen. Dass das Bildungssystem versagt hat, ist ja schon seit längerem kein Geheimnis mehr...
8.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich drücke auf Schlummern.
8.05 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich stehe auf und gehe mit Helene Gassi. Sie frühstückt und ich setze mich zu Basti. Es geht ihm mal wieder ziemlich schlecht. Heute ist es vorwiegend der Rücken und die Brust. Und das Schlucken fällt wieder schwerer. Beim Atmen hört man's ebenfalls... Wir gehen noch schnell duschen und dann muss ich auch schon wieder los.
9.30 Uhr
Ich will Egy abholen und warte am Rathaus. Nach ein paar Minuten klingelt mein Handy. "Ja, oh, sorry, ich bin zum Rathaus vor. Ich komm gleich wieder zurück!"
Egy und ihre Menschen kommen mir entgegen und sie freut sich riesig. Ich mich natürlich auch, hab sie ja schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich bekomme noch ihr Mittagessen in die Hand gedrückt und dann sind wir auch schon unterwegs in unsere Wohnung. Also der Hund und ich. Sie war ja noch nicht so oft da, aber sie weiß genau, wo sie hinmuss, begrüßt drin erstmal Basti und sagt dann Helene Hallo. Egy ist eine ganz zarte, süße Hündin, die mit ihrem sonnigen Wesen immer die ganze Wohnung zum Leuchten bringt. Das wird der schüchternen Helene gut tun. Egy will sich auch gleich zu ihr legen und lässt sich einfach neben ihr fallen. Helene springt angeekelt auf und beäugt sie ganz misstrauisch. "Alles okay, das ist Kontaktliegen. Hunde machen das so, Helenchen. Die Egy wollte dir nichts böses, die mag dich." Helene ist noch nicht so überzeugt, aber legt sich trotzdem wieder auf ihren Heizungsplatz. Egy schwänzelt sowieso schon wieder um Basti herum.
"Schön, dass du wieder da bist, Mausi!" Sie ist so süß mit ihrem gelockten Fell. Mein Handy klingelt. Irgendwer aus Wiesbaden. Hat gestern schon mal angerufen, als Basti im Studio war (derjenige, der unterwegs ist, hat das Handy mit der Allnet-Flet dabei). Hab vergessen zurückzurufen. Es ist die eine Sachbearbeiterin meiner Krankenkasse, die mal Fragen will, wie es denn mit der Reha so aussieht. "Ja, das wüsste ich auch gern. Keine Ahnung. Die Anträge müssten eigentlich schon im Dezember rausgegangen sein... Nee, Post von der Rentenversicherung habe ich diesbezüglich nicht erhalten... Ja... ich klär das mit meiner Arztpraxis und melde mich dann! Danke fürs Bescheid geben."
Ich sag ja zu meinem Freund immer: Die kluge Frau baut vor, aber ich kann halt auch nicht allem vorbauen... Meine OP war im Mai... Erstmal saß auch ganz gut aus, aber dann hätte ich einfach ein bisschen therapeutische Unterstützung gebraucht. Wir beide. Das letzte Quartal von 2024 bestand im Grunde nur aus irgendwie überleben. Ich hab ja inzwischen auch mein "Wiedereinstiegsziel" auf den 24.2. gelegt, da würde mir die Reha voll in die Quere kommen, wenn sie tatsächlich jetzt erst beantragt wird... Na ja, aber wenn ich nicht wieder starte und die Reha erst in einem halben Jahr losgeht, was dann? Keine Ahnung, wie es weiter und losgeht, das muss ich davon abhängig machen, wie sich mein körperliches Befinden entwickelt.
Ich schreibe den Blogbeitrag vom Vortag zu Ende und bearbeite ein paar Videos. Theoretisch ist das mit der Untertitel-Erstellung auf TikTok wirklich eine coole Sache, manchmal versteht's dann doch noch was falsch und wenn man das dann überliest, kommen manche witzigen Dinge bei raus. Beim Einsprechen sind mir hier auf dem Blog auch einige Tippfehler aufgefallen, die ich dann nach und nach ausmerzen kann. Meine Mama ist da übrigens auch süß und eine große Hilfe. Sie macht sich extra die Mühe, mir Screenshots zu schicken und die Fehler mit roten Kringeln zu markieren. Ich bin keine Perfektionistin, aber eigentlich habe ich einen gewissen Arbeitsanspruch, auch an meine Leidenschaftsprojekte, die kein Geld bringen. Und solche Dumm-Fehler ärgern mich dann oft, sind im Schreibflow aber kaum zu vermeiden und ehrlich gesagt lese ich nicht jeden Blogbeitrag direkt nochmal gegen, weil ich eh schon viel Zeit zum Schreiben verwende. Seit ich die neue Tastatur habe, bin ich zwar ungefähr vier mal so schnell und noch bin ich nicht eingeschrieben, aber eine durchschnittliche Lesezeit von 12 Minuten kostet mich aktuell noch etwa eine dreiviertel Stunde.
11.45 Uhr
Wir ziehen und die Hunde fürs Gassi an. Egy hat einen richtig schönen Mantel dabei. "Sie sieht aus, als würde sie in Skiurlaub fahren!"
"Oh ja, ich kann sie mir richtig gut vorstellen, wie sie im verschneiten Leogang die Berge hoch- und runterrennt. Oder einfach nur flaniert, je nachdem, wie die Laune ist."
"Aber voll."
Die Zeit in Leogang war ja nicht nur dramatisch, es gab ja durchaus schöne Momente. Leogang an sich ist zum Beispiel ein ganz wunderbarer Ort mit einer süßen Dorfgemeinschaft, wie man sie sich aus dem Heimatkanal vorstellt. Alle kennen sich und bewirten gemeinsam die Horden an Bergtouristen. Es ist eine schöne Sache. Sie haben ein tolles Projekt für eine Seniorenunterbringung, in dem es eher zugeht wie in einer wirklichen Wohngemeinschaft, einige gute Unternehmer, großartige Hotels und gute Küche, wenn man weiß, wo man hingeht, wobei wir auswärts eher in Saalfelden essen waren (Wenn man schon in einem Hotel wohnt, hat man manchmal eben das Bedürfnis, sich einfach nur in einen kleinen Italiener zu setzen oder die Mini-Dönerbude - daran haben wir ganz warme Erinnerungen und wenn wir irgendwann mal wieder runterfahren, um die tollen Menschen, die es dort gibt, zu treffen und halten es ansonsten so wie der große Rest des Dorfs, wir meiden die, von denen wir nichts erwarten).
Egy hat großen Spaß und Helene taut langsam auf. Durch die Unbeschwertheit legt sie auch langsam ihre harte Schale ab und lässt ein bisschen öfter durchblicken, wie lustig sie eigentlich ist. Das ist schön zu sehen. Wir gehen eine große Runde durch den Park, nachdem wir zurück zuhause sind, gehe ich schnell zu Rewe und mache uns anschließend belegte Brötchen. Die Hunde essen ihr Mittagessen und wir unsere Semmeln.
Wir zocken ein bisschen WoW, Helene pennt an der Heizung, Egy auf einem kleinen Kissen zu meinen Füßen neben dem PC. Es ist ein friedlicher, schöner Nachmittag.
16.45 Uhr
"Gehen wir nochmal Gassi? Egy wird irgendwann demnächst mal abgeholt."
"Ja, klar. Wir müssen eh noch schnell auf der Bank vorbei."
Ich hab zwischendurch noch mit Bastis Krankenkasse telefoniert und rausgefunden, dass wir lange hätten aufs Krankengeld warten können, da aufgrund eines Datierungsfehlers der AUs zwei Fälle eröffnet wurden. Glücklicherweise hatte ich auch hier eine ganz nette Sachbearbeiterin an der Strippe, die dann wiederum einen ganz lieben Kollegen anrufen konnte, der in dem Moment alles wieder ausgebügelt hat. "Hoffentlich.", sagt sie. "Und hoffentlich ist das Geld dann bis Ende der Woche auf dem Konto!"
"Ja, hoffentlich! Vielen, vielen lieben Dank für Ihre Hilfe. Ohne Sie wären wir jetzt vollkommen aufgeschmissen gewesen."
Es ist ja immer so ein Glücksspiel mit den Sachbearbeitern, aber ich muss hier echt mal erwähnen, dass ich unterm Strich sehr nette Menschen am Telefon habe. Da kommen mir im Allgemeinen übrigens die Skills meiner Mama zu Gute, die telefoniert wie eine Weltmeisterin. Deswegen war sie auch so gut in ihrem Job, auch wenn ich immer fand, dass ihr Talent dort verschwendet ist, weil sie so viel mehr sein kann als eine Innendienstkraft in einem Versicherungsbüro. Nicht, dass das kein guter Beruf wäre, aber meine Mama ist ein kreativer und kommunikativer, sozialer, lösungsorientierter Mensch und ich finde die Versicherungsbranche ist einfach ein zu kleiner Pool. Aber das hat sich ja zum Glück und hoffentlich erledigt, auch wenn leider eine sehr schwere Erkrankung dafür verantwortlich war. Aber sie wirkt jetzt glücklicher und entspannter als in den Zeiten, in denen sie in Büros tätig war, wobei ihr Alltag nicht weniger stressig zu sein scheint. So ändert sich das Leben und die Welt um einen herum und letzten Endes verändert man sich mit.
17.11 Uhr
"Oh, Egy wird gleich abgeholt. Laufen wir da um den Blog, dann kommen wir genau da an, wenn ihre Menschen da sind."
Wir gehen los und Helene will unbedingt in die Louisenarkaden. Aber sie möchte öfter in Geschäfte gehen. Egy geht mal mit und ich sage zu Basti: "Du weißt, dass wir so rum nicht durchkommen, wegen der Rolltreppe, oder?", da beginnt Egy wie wild zu bellen. "Was hat sie denn? Komm, lass uns umdrehen."
Aber Egy weigert sich. Ich werfe einen Blick durch die Halle und erkenne ihren Papi. "Ah! So ist das, na klar, dann schnell!" Egy hüpft vor Freude und wir loben sie, weil sie wirklich toll ist. "Ja, ich war nur ein bisschen traurig, dass sie so ganz ohne einen Blick zurückgegangen ist, heute Morgen.", sagt er. "Ach, das ist ganz normal, da geht's anderen Hundemenschen auch oft so, aber das liegt nicht dran, dass die Hunde einen nicht lieben würden, sondern eher, dass sie sich auf den Ausflug freuen und die anderen Hunde. Also einfach nichts dabei denken!"
"Und außerdem ist es ja schön, das zeigt schließlich, dass sie sich wohlfühlt.", sagt sie.
"Eben.", sage ich, verabschiede Egy und ihre Menschen und dann nochmal Egy (Basti ebenso) und dann gehen wir mit Helene.
"War jetzt vielleicht nicht so passend, dass sie uns extra nochmal Tschüss gesagt hat nach dem Gespräch, aber sie ist so süß, ich konnte sie echt nicht ignorieren.", sage ich zu Basti als wir ein weiteres Mal zu Rewe schlendern. Helene kennt den Weg schon sehr gut und sie liebt anscheinend den Glasaufzug, aber das tun ja viele unserer Hunde.
Zuhause angekommen essen wir, zocken ein bisschen Cyberpunk - auch wenn wir mit der Hauptstory jetzt durch sind - und gehen relativ früh ins Bett. In allem Wandel bin ich froh, dass ich meine Konstante habe. Meinen Fels in der Brandung. Und das bringt mir inneren Frieden und Sicherheit.
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