Grüner Spargel
- FRAUENBARTH
- 10. März
- 7 Min. Lesezeit
Montagmorgen.
Alle schlafen. Luca ist gestern angekommen. Witzig irgendwie, dass er es immer ist, der Frauenbarth nach einer Pause wieder einleitet. Vielleicht, weil er der Ideengeber ist. Es ist auch einiges passiert seitdem ich das erste Mal sein strahlendes Lächeln auf mich zu rennen sehen habe. Wir kannten uns gar nicht, aber wir waren sofort connected.
Ist ein schlauer Junge, kann Türen und schließen. Bedient sich dann selbst am Hundefutter. Seither herrscht strenges Küchenverbot für ihn, was er meist, wenn auch recht widerwillig einhält (anfangs mussten wir absperren).
Gucci steht eh nicht vor zehn oder elf auf, wenn sie nicht muss und ich bin irgendwie müde. Ich habe keine eiligen Nachrichten, meine Mama hat sich wie gewohnt gemeldet, ich mache meine Augen zu bis Luca sagt, dass wir jetzt aufstehen müssen. Das ist so um kurz vor neun. Wir gehen Gassi und Gucci und Luca sind wie immer ein Herz und eine Seele. Ich freu mich auf einen etwas ruhigeren Tag, weil ich irgendwie abgeschafft bin, wenig geschlafen habe und ja eigentlich auch mal WoW spielen wollte. Außerdem hab ich vor, heute mal wieder irgendwas richtig Leckeres zu kochen.
Wir holen noch schnell Frühstück beim Bäcker gegenüber als wir nach Hause kommen und treffen unseren lieben Nachbarn, den wir selten sehen, seit er nicht mehr in der Straße arbeitet, weil er halt viel arbeitet und wir auch dauernd beschäftigt sind. Auch heute hat er's recht eilig, dafür sieht seine Freundin die kurz nach ihm reinkommt endlich mal nach ein bisschen Freizeit aus. Wir begrüßen uns und die Hunde freuen sich wie immer sie zu sehen. Wir vereinbaren, dass wir gemeinsam mit ihrer Cousine und den Kindern Gassi gehen und tauschen nochmal aktuelle Nummern aus. Wir wollten das ja bereits vor zwei Jahren machen, aber irgendwie kamen dauernd irgendwelche Komplikationen dazwischen - oder die Arbeit. Ein schönes Beispiel für "aufgeschoben ist nicht aufgehoben".
Basti ist auch schon wach und wir frühstücken alle gemeinsam. Er hat leider mal wieder mit seiner Sehne im Fuß zu kämpfen und hat zusätzlich zu den Rückenschmerzen Schmerzen, also gehe ich kurz allein zu Rewe und freue mich über die Terminlosigkeit.
Bei Rewe finde ich dann grünen Spargel und das erinnert mich dran, dass ja schon Frühling ist und ich Spargel immer gehasst habe, seit 2019 aber super gern esse, seit 2021 aber leider viel zu wenig getan habe - aber gut, da ist mir allgemein der Appetit vergangen. Langsam Zeit, dass sich das wieder ändert. Man sollte die Vergangenheit nicht ewig umschlingen, sondern irgendwann auch mal verdaut haben und da bin ich grad dabei. Zum Glück nicht allein, denn ich habe den besten Weggefährten, den ich mir wünschen könnte.
Ich komme mit meinem Einkauf nach Hause und freue mich über die Ausbeute, überlege, was ich alles kochen könnte und plane restlichen für Haushalt, Kochen und Gassi mit Nachbarin und Familie ein. Abends kann ich dann satt und zufrieden noch ein bisschen zocken und alles ist gut.
Ich fahre meinen PC hoch, um die Mails und Bestellungen zu checken, den Kalender nochmal zu prüfen und trinke derweil meinen Kakao. Alles entspannt soweit, dann kann ich mir jetzt in Ruhe was für Bastis Fuß überlegen. Die Erstmaßnahme war und ist noch immer Kühlen & Hochlagern. Warten wir mal ab, was passiert. Außerdem muss ich noch die Steuer machen. Ist ja der 10. Und zudem hatte das Finanzamt offenbar noch nicht alle Unterlagen von 23, dachte ich hatte schon alles abgegeben, aber vielleicht zu früh. Denn als ich alles nochmal ausgefüllt habe, kam die Meldung, dass das Update jetzt verfügbar ist, das offenbar erst ab Februar oder März verfügbar gewesen wäre and so on. Aber irgendwie hätte ich es abgegeben sollen vor T - keine Ahnung, diese Frist hatte ich auch eingehalten. Aber wird sich schon klären lassen, bevor sie mir mal wieder meine Konten einfrieren, was ziemlich ärgerlich und langfristig wirklich Nerven und Geld kostet. Aber ich hoffe, ich konnte das schlimmste im vorhinein Abwenden.
Als ich gerade auf dem Weg ins Bad bin, um endlich mal wieder Wäsche zu waschen, weil man schon nicht mehr laufen kann vor überquellender Wäschekörbe (zu meiner Verteidigung: 1. Campingwaschmaschine - die ist zwar super, aber halt trotzdem... 2. das Bad ist wirklich mini), klingelt mein Handy. "Oh, sorry, ich hab heute Vormittag gar nicht auf mehr auf mein Handy geschaut... Ja, ich komme gern. Ich schaue gleich, bis wann ich da sein kann und sage dann Bescheid."
Ich seufze. Tja, Spargel, unser Date verschiebt sich wohl. Schade eigentlich. Ich hätte echt Hunger... aber hilft ja nichts, was muss, dass muss und in dem Fall der Hund und zwar recht bald raus. Also schau ich mal schnell nach der besten Verbindung und kombiniere das mit eigener Evidenz der letzten Tage Oberursel-und-drum-rum-Fahrten, die ich so hinter mir habe. Mit Bus, S-Bahn und U-Bahn und drei mal bin ich auch einen großen Teil einfach gelaufen, um mir die Stadt mal anzuschauen - meine Freizeit bei der Arbeit. Klappt natürlich nur, wenn ich mit den Öffis wegen Wartezeiten ungefähr genau solange brauchen würde wie zu Fuß. Hätte ich mir ja früher nie träumen lassen, dass ich irgendwo mal zu Fuß hingehe - und das freiwillig. Jetzt sind das meine kurzen Me-Time-Sequenzen, wie so eine Werbepause: "Genießen Sie den wundervollen Hochtaunuskreis mit seiner weitläufigen, bewaldeten Landschaft und ansprechenden Architektur!". Was ich sagen will, ich bin gern hier und ich freu mich, dass ich mir meine Arbeit jetzt so zusammen bauen kann, dass ich solche Pausen habe, während ich keine Zeit verliere.
Dafür nehme ich auch gerne solche Spontanitäten wie heute in Kauf, wenn Not am Mann ist. Also sitze ich kurz drauf im Bus nach Oberursel und finde mich ein paar Minuten und ein Telefonat mit meiner Dogsitting-Agentur zwecks Terminplanung, Neuannahmen, ect. später in der Glöcknerwiese wieder. Habe beim Losfahren extra zwei Mal auf die Busnummer geschaut, weil ich mich am vergangen Freitag ganz böse verfahren habe, eine Stunde zu spät kam, statt eine Stunde früher, ich den Termin wegen meinem Chaos deswegen nicht in Rechnung stelle und trotz gut geplanter stressfreier Zeiteinteilung vor der spontanen Tätigkeit als Laienhochzeitsfotograf für Hundeeltern irgendwie in Stress zu kommen. Aber das hat dann wenigstens alles funktioniert und war super cool, weil es genau die Idee getroffen hat, über die wir vor etwa zwei Wochen kurz nach meiner Wiederankunft zuhause gesprochen hatten.
Heute funktioniert alles prima und ich bin um kurz nach zwei bei meinem Gassihund, bereit um neue Wege im Wald von Oberursel zu erkunden. Er ist ein wunderbarer Weggefährte. Sehr aufmerksam, super brav, gut erzogen und zudem auch noch total schön. Ein Goldschatz. Und ich habe mir ja auch schon lange einen Viszla im Kundenkreis gewünscht und jetzt hab ich sogar 1,5. Dobermann wär auch noch schön. Bin ich damit aufgewachsen. Sind einfach tolle Hunde. Aber kommt schon irgendwann das passende Mädel zum Rudel dazu.
Ich hab Glück und erwische den Bus zurück zurück nach Bad Homburg.
14.58 Uhr
Ich bin wieder am Bahnhof und freu mich über die schnelle Reise heute. Zuhause trinke ich meinen Kakao, mache die Hunde fertig fürs Gassi gehen und kläre noch kurz ein paar Dinge nebenbei.
16.16 Uhr
Wir sind 16 Minuten zu spät unten, aber die Mädels nehmen es mit Humor und und die Kinder freuen sich einfach über die Hunde. Wir sind viel länger unterwegs als geplant und als wir um kurz vor sechs wieder zuhause sind alle ziemlich platt. Die Hunde essen nach einer kurzen Abkühlphase noch zu Abend und dann fallen ihnen auch schon die Äuglein zu. Für mich endlich mal Zeit in WoW zu schauen und meine Todesritterin ein bisschen voran zu bringen. Tank meines guten Heilers hat sie gestern schon über 1000 Wertung bekommen. Gut, wenn man Vorteile ausnutzen kann... Nenn's Frauenbonus. Aber ich bin auch wirklich besser geworden und komme inzwischen auch in Randomgruppen mit ihr ganz passabel durch - je nachdem wie man da halt so durchkommen kann.
23.00 Uhr
Die Wäsche wäscht noch, aber die Küche ist etwas aufgeräumter, Wohnzimmer und Schlafzimmer sind aufgeräumt und sauber und Basti merkt an, dass wir mal nochmal Gassi sollten. Und ich, dass ich Hunger habe, also mache ich eine Kartoffelknödel-Spargel-Pfanne mit Soja-Geschnetzeltem à la improvierstes Hühnchen. Basti passt auf, während die Pfanne vor sich hinköchelt, weil sein Fuß immer noch ziemlich schmerzhaft ist und langsam
eine Bewegungseinschränkung dazu kommt und wir ja auch irgendwann essen wollen und die Hunde trotzdem rausmüssen, mache ich mich mit Gucci und Luca auf den Weg. Zwei deppterte BMW-Assis überfahren uns fast in der Fußgängerzone kurz nacheinander, weil sie irgendeinen Wunsch von unseren anderen Nachbarn zu haben scheinen. Ich frage nicht, sie nerven mich nicht. Nur der Besuch weiß das manchmal noch nicht so genau, wie das mit dem nicht nerven funktioniert (und der über uns hat das bis heute nicht gelernt - ich verdächtige ja ihn, für die Risse in unserer Schlafzimmerdecke verantwortlich zu sein, weil er ungefähr 10 Stunden am Tag irgendwas macht, das sich anhört, als würde er auf seinen 2m² über uns ein Powerliftigstudio betreiben - so ein kleines Alltagsärgernis).
Der zweite BMW-Held hat dann übrigens noch den Unstand, kurz langsamer zu werden, voll cool das Fenster runter zu lassen und mir zuzurufen: "Alles gut!"
Ich denke mir Wichser und muss auf Anhieb an vier bestimmte Männer denken, die diese Rolle ebenfalls perfekt spielen könnten. Einer hat sogar unmittelbar mit der Louise zu tun. Zwei finden sich zu unserem oftmaligen Bedauern und immerwährenden, seit Lebzeiten bestehenden Verwundern in unseren jeweiligen Familien und einen hab ich mal versehentlich geheiratet, weil die Standesbeamtin extra nett sein wollte and so on. Lange verzwickte Geschichte, die ja ein Happy End hatte, nachdem ich es endlich beendet hatte...
23.58 Uhr
Ich esse endlich meinen Spargel und bin sehr zufrieden damit. Danach ermutigt Basti mich, meinem Schamanen jetzt endlich mal eine Chance zu geben und die neue Season der perfekte Zeitpunkt dafür ist. Wir haben Spaß und ich kann ein bisschen üben und ich freue mich über die Zeit, die wir gemeinsam verbringen.
Kommentare