Sonntag, der 13.
- FRAUENBARTH
- 13. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Okt. 2024
8.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich klettere über meinen Freund und drücke auf die Schlummertaste. Wir haben gestern ausgemacht, früh aufzustehen und möglichst zeitig zum Sport zu gehen, solange die Energie es einigermaßen hergeben könnte, aber die Nacht war so bescheiden, da kann ich jetzt wirklich noch nicht aufstehen. Ich hätte zwar mal einschlafen können, die zweite Nacht in Folge ohne starke Medis, dafür bin ich zwanzigminütlich mit Nervenziehen in Beinen und Händen aufgewacht. Irgendwann am frühen Morgen habe ich mich dann doch für die Tablette entschieden und dementsprechend fühle ich mich noch. Luca schnarcht zufrieden an unseren Füßen und ich muss wirklich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nochmal für zwanzig Minuten die Augen zumache. Das Spiel wiederholt sich bis ich mich um neun geschlagen gebe, weil beide Jungs nicht so aussehen, als würden sie demnächst aufstehen und entgleite auch wieder ins Land des traumlosen Schlafs.
10.00 Uhr
Etwas, was man halt nicht mitbekommt, wenn man vorwiegend zuhause verbringt, auch wenn man mittendrin wohnt. Die Leute haben ihre schicke Kleidung, Kinder, Hunde, Omis und Opis ausgepackt und flanieren durch Bad Homburg als würden sie es jeden Tag tun. Ich lache insgeheim über die Scharade, denn in den meisten Fällen treffen wir im Park nur auf eine Handvoll Spazierende (mit Hund oder Kind oder Elternteil). Uhrzeit mal außen vor.
Wir manövrieren uns durch den aufgeregten Haufen, Luca verrichtet seine Geschäftchen und ich bin froh, dass er genauso wenig Lust auf den morgendlichen Trubel zu haben scheint wie ich. In kürzester Zeit sind wir zurück in der Wohnung, frühstücken kurz und legen uns dann wieder zu Basti, um für ein paar Minuten unsere Augen zu schließen ...
12.00 Uhr
Der "Es ist wirklich Zeit aufzustehen, ihr Arschlöcher"-Wecker klingelt und wir quälen uns final aus dem Bett und unter die Dusche. Dass das Training heute flach fällt, ist nur noch nicht ausgesprochen, aber eine notwendige Tatsache.
Ich frühstücke ein zweites Mal, diesmal mit Basti, während Luca sich mit einem Leckerlie begnügt und wir besprechen, wie unser Tag heute ablaufen kann. Er hat immer noch sehr starke Rückenschmerzen, ich fühle mich nach wie vor irgendwie daneben. Viel wird nicht drin sein, also beschließen wir, einfach mal in den Tag hineinzuleben und zu sehen, was die Energie hergibt. Zuerst geh ich aber mal eine größere Runde mit Luca. Zur Abwechslung entscheiden wir uns heute mal für den Jubiläumspark. Das Wetter ist okay und die vielen Leute stören mich inzwischen weniger als morgens. Luca ist ein netter Kerl, der kein Problem mit irgendjemand hat, deswegen können wir einen entspannten Spaziergang genießen.
14.11 Uhr
"Machen wir da weiter, wo wir gestern aufgehört haben?", fragt Basti als ich mich an meinen Schreibtisch setze und vergeblich versuche, mich bei dem kostenlosen Seminar einzuloggen, zu dem meine Mum mir einen Link geschickt hat. "Na sicher!"
Wir sind gerade dabei, uns Möglichkeiten zu überlegen, wie wir mit unseren Körpern wieder zurück ins Berufsleben kommen und unsere Wünsche und Ziele trotz der Umstände zu erreichen. Wir haben schon einige Ideen und aktuell kommen täglich mehr dazu, leider fehlt uns beiden einfach aktuell viel Energie, um alles so zu stemmen, wie wir es gern wollten. Basti wird eine Umschulung machen müssen, aber ich hoffe, dass ich meine Selbstständigkeit Anfang nächsten Jahres wieder aufnehmen kann. Das steht allerdings noch in den Sternen.
Gestern haben wir uns noch bis 2 damit auseinander gesetzt, wie eins unserer Projekte aussehen könnte und ich bin so dankbar darum. Ich liebe den Austausch mit meinem Partner, die Ideen, die Energie, die Unterschiede. Dass ich mich entfalten und einbringen kann, dass ich ich sein darf und dafür geliebt werde. Das ist wohl das größte Glück, das ein Mensch haben kann. Deswegen bin ich heute recht cool mit unseren Körperstati. Ist halt jetzt so. Können nur noch versuchen, das Beste draus zu machen.
Während wir vor uns hinwerkeln, zeichnet meine linke Hand ein Bild mit dem ich schon zufriedener bin als mit dem gestrigen.
16.00 Uhr
"Sorry, muss mich nochmal hinlegen.", murmle ich. Das Sitzen wird schon wieder zu viel und meine Konzentration verabschiedet sich. Gemeinsam mit Luca verziehe ich mich ins Schlafzimmer und lese ein paar Seiten des Frauenromans, den ich diese Woche angefangen habe, bevor ich wieder in einen Dämmerzustand drifte.
17.20 Uhr
"Ja, Bub, ich weiß, dass bald sechs ist.", dringt Bastis Stimme aus dem Wohnzimmer zu mir herüber. Der Hund ist jetzt schon über eine Woche da und hat sich daran gewöhnt, dass wir ein bisschen Anlaufzeit brauchen. Er ist seine Gassigänge offenbar um 18.00 Uhr gewohnt und seit gestern beginnt er, uns rechtzeitig zu erinnern. So süß, dass ich aufstehen muss, um mitzugehen. Außerdem will ich nicht noch länger dumm vor mich hinvegetieren.
17.55 Uhr
Wir verlassen pünktlich die Wohnung, der Hund ist glücklich und wir sind es auch. Über uns ist strahlender Himmel und die Herbstsonne wirft ihr Abendlicht aufs bunte Laub. Herrlich. Es sind immer noch viele Leute unterwegs und wir lachen gemeinsam über die Tatsache, dass man anscheinend nur noch rausgeht, wenn man erwarten kann, gesehen zu werden. Man kann ja auch nicht über alles weinen. Luca freut sich über seine zweite riesige Parkrunde des Tages, diesmal in die andere Richtung. Wald ist uns heut beiden zu anstrengend und dem Hund scheint's vollkommen egal zu sein.
19.45 Uhr
Wir essen alle gemeinsam, ich zeichne noch ein bisschen weiter und Basti stürzt sich in ein paar Dungeons, während der Hund schläft und pupst, ansonsten glücklicherweise aber keine Magen-Darm-Symptomatiken zeigt. Dieser Blog ist nämlich nur Dank Lucas Verfressenheit und der darauffolgenden Rückgabe seiner nächtlichen Beute entstanden. Gedanken aus Kotze, sozusagen. Braucht das die Welt? Vermutlich nicht, aber da fallen mir auch noch eine Million anderer Dinge ein. Wenn du die ganze Story lesen möchtest, schau auf 333.
Ich schreibe diesen Blogeintrag und überlege, wann ich genug Einträge vorgetippt habe, um die Website zu releasen. Vermutlich die kommenden paar Tage. Der Instagramaccount zu Frauenbarth hat bereits vier Views und ich bleibe entspannt, weil ich mir darüber im Klaren bin, dass es Projekte gibt, die einfach Zeit brauchen und welche, die für immer im Sand verlaufen. Wo der Weg mit diesem Blog hinführt? Keine Ahnung. Aber ich wusste vor fünf Jahren auch noch nicht, dass ich heute in der Vorstadt von Frankfurt leben würde und vor zehn Jahren war es unvorstellbar für mich, jemals einen Partner zu finden, der wirklich zu mir und meiner Lebensvorstellung passt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und gewonnen habe ich mit diesem Projekt schon und zwar an Selbstverwirklichung.
20.41 Uhr
Ich bin recht zufrieden. Irgendwie müde, mein unterer Rücken meckert, meine Sprunggelenke zetern und mein Nacken fühlt sich an, als wäre er aus Beton statt Fleisch, aber ich habe alles, was ich brauche. Den tollsten Mann der Welt, ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit, mich so zu entfalten, wie ich möchte. Auch wenn ich mir dafür noch Zeit geben muss.
Ich zeichne noch ein bisschen weiter, esse eine Kleinigkeit und schlüpfe dann wieder ins Fell meiner Vulpera, um mit der Liebe meines Lebens an seiner neuesten Idee zu tüfteln.
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