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Echt. Chaotisch. Herzlich.

Schön, dass du hier bist! Hier teile ich ehrliche Einblicke aus meinem Leben als tierische Begleiterin, ehemalige Gastro-Tollpatschin und Einzelhändlerin. Es geht nicht um perfekte Karrieren, sondern um echte Geschichten, chaotische Erlebnisse und wie ich mit den Herausforderungen des Alltags umgehe – mal humorvoll, mal herzlich.

Für alle, die flexibles Arbeiten und den Mix aus Spaß und Chaos lieben, bist du hier genau richtig. Bleib dran, wenn du zwischen den kleinen Alltagskatastrophen etwas zum Schmunzeln oder Nachdenken fidest!

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Spare the sympathy

Aktualisiert: 18. Nov. 2024

8.00 Uhr

Der Wecker klingelt. Ich drücke auf Schlummern und werfe einen Blick auf die Hundeverteilung. Gucci klebt irgendwie an meinem Freund fest, Ali hat sich zwischen und breit gemacht und Nala sabbert zufrieden schnarchend auf meine Füße. Ich mache meine Augen nochmal zu.

Es ist Samstag. Die neuen Folgen von Arcane kommen heute raus. Darauf freuen wir uns schon die ganze Woche.


8.40 Uhr

Gucci und ich stehen auf und gehen schnell Gassi. Wir sind beide nicht begeistert davon, aber was muss, das muss. Als wir zurückkommen, sind Nala und Ali auch aufgestanden und bereit, eine kleine Runde mit mir um den Blog zu starten.


Wir kommen zurück, packen schnell Guccis Sachen zusammen und dann geht sie auch schon nach Hause. Ich spreche kurz ihre Verhaltensauffälligkeiten an und bin eigentlich gar nicht erleichtert, dass bereits Blutbefunde o.b.B. aus dem letzten viertel Jahr vorliegen. Das bedeutet nämlich, dass wir komplett von vorn anfangen. "Na ja, sie wird halt jetzt selbstbewusst."

"Ja, sie ist jetzt ziemlich genau zwei Jahre bei euch, gell?"

Die Möglichkeit haben wir ja bereits in Erwägung gezogen, aber wenn ich sie mir jetzt so anschaue und an den Schimmer in ihren Augen denke, wenn dieses komische Verhalten aufflammt, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die einfache Lösung auch wirklich die richtige ist. Wir vereinbaren, dass wir das alle im Auge behalten und nächste Woche nochmal drüber sprechen, wenn sie wiederkommt.

Wir verabschieden uns und da zieht sie von dannen, die kleine Diva. "Macht es gut, ihr Süßen! Bis nächste Woche!", rufe ich ihnen nach und verziehe mich wieder ins Haus. Ich will mich nochmal zu Basti und den inzwischen wieder schlafenden Hunden legen und falle über Guccis Futterschüssel. "Na toll."

Ich steuere aufs Bett zu und lasse mich ein bisschen zu hart fallen. "Au, f*ck!" Ich schnappe kurz nach Luft und drehe mich dann zu meinem Freund. "Guten Morgen, Bebi. Wie geht's dir?"

"Beschissen."

"Hat sie dir so wehgetan gestern?"

"Keine Ahnung, was genau passiert ist, aber ich hab wieder voll Schmerzen. Ich versuche schon die ganze Zeit aufzustehen."

"Das ist so eine Sche*ße, Bebi!" Was soll ich auch sonst sagen? "Ich ruf am Montag gleich bei Frau Jost an, damit sie dir helfen kann."

Die Frau hat uns echt das Jahr gerettet. Gesundheitlich gesehen sind wir dieses Jahr mehreren Menschen unseren großen Dank schuldig. Zum Beispiel unserer Hausärztin, die uns gerade erst kennengelernt hat und das in einer ganz schwierigen Phase. Sie hat uns da trotzdem gut durchmanövriert und das obwohl der Druck in den Hausarztpraxen immer weiter steigt und wir zumindest dieses Jahr in ihrer Praxis zusätzlich für lautstarken Trubel gesorgt haben. Irgendwann liegen die Nerven einfach blank. Sie ist Medizinerin und kann das verstehen, aber trotzdem kriegt sie ja den ganzen Schmarren ab. Und das Team. Es ist einfach eine schwierige Situation für alle, wenn die Praxen so überlastet sind und durch weitere Bürokratie immer mehr beschränkt werden. Wenn ich daran denke, was die arme Frau allein wegen meiner Reha und der Krankenversicherungen alles ausfüllen und bestätigen muss... Und dann bin ich ja aus ihrer Sicht wahrscheinlich noch ein einfacher Fall, weil ich sie bisher noch gar nicht mit meinem Kopf oder meiner Psychosomatik behelligt habe, sondern es dieses Jahr wirklich nur um die zerstörte Wirbelsäule und den abgeklemmten Nerv ging. Alles weitere regeln wir in der Regel eh unter uns und das klappt auch ganz gut. Außerdem hat mir der Neurochirurg, der mich operiert hat, eine neue Chance auf Leben geschenkt. Dass ich am Tag nach der OP wieder aufstehen kann, habe ich für Utopie gehalten. Man kann sich den Moment nicht vorstellen, wenn man in der Früh aufwacht und ins Bad muss... und einfach aufstehen kann. Die vier Monate bis zur OP konnte ich nur noch auf die Toilette kriechen.


Musste jetzt mal erwähnt werden, weil ich ja hier zwischendurch mal die Arbeitsmoral und die Qualität der heutigen Leistungen anprangere. Da muss auch mal gesagt werden, was gut läuft.


"Okay, aber hilft nichts. Ich muss irgendwie hoch."

Wir schaffen es, ihn auf die Beine zu stellen und in seinen Massagestuhl zu platzieren. Ich schreibe schnell eine Nachricht in die Guccigruppe, dass nicht nur ihr eines Spielzeug noch bei uns liegt, sondern leider auch ihre Futterschüssel. Sie wohnt glücklicherweise nicht weit weg von uns, also gebe ich kurz die Info ab, dass ich am späteren Nachmittag meine Gassiroute so plane, dass ich ihre Sachen zurückbringen kann.


Ich werfe einen Blick auf meinen Freund und stelle fest, dass wir jetzt erstmal ein bisschen Zeit in WoW brauchen. Die Schmerzen vergessen. Ich starte von oben nach unten und schau erstmal, wie erfolgreich meine Jägerin seit Mittwoch war. Theoretisch ganz okay, sie hätte schon viele Slots, aber an der Schwierigkeitsstufe müssen wir noch feilen, damit sie auch besseres Equipe bekommen kann, als sie schon hat. Sie ist inzwischen vier Jahre alt und ihre Gegenstandsstufe ist nur zehn Punkte über der Magierin, die vor zwei Wochen in meine Kriegsmeute gestolpert ist. Aber nicht heute. Der Priester hat auch keinen Nerv, einen Dungeon zu machen, also verzaubert er ein bisschen die schlechten Rüstungsteile der anderen auf der Lichtung der vier und meldet sich dann wieder ab. Die Todesritterin steht unter dem Druck, endlich mal ein paar M5-Runs zu bestreiten, damit sie am Mittwoch was mit Gegenstandstufe 610 oder abholen kann. Alles andere bringt ihr auch gar nichts mehr. Bevor ich zu meiner Magierin wechsle, werfe ich einen Blick auf meinen Freund. "Wie geht's dir?"

"Hm. Vielleicht sollten wir uns was zu Essen besorgen. Was hältst du davon, wenn wir uns was bei MaiTai mitnehmen? Das war doch ganz gut letztes Mal, oder?"

"Ja, gute Idee. Ich muss aber Guccis Sachen noch abliefern. Bleibst du zuhause, oder?"

"Nene, ich komm schon mit."


Wir gehen los und ich bin besorgt, weil man ihm schon wieder stark ansieht, dass er kämpft. Es ist nicht so schlimm, wie es war, bevor er das erste mal bei Healing Hands war, aber es ist halt wieder ein Rückschritt, den wir gerade kopfmäßig nicht brauchen können. Ab Montag wäre eigentlich wieder der Beginn der Trainingsroutine angestanden. Ich merke auch, wie langsam alles abbaut und sich zusammenzieht. Meine Schultern kippen nach Vorn ab und ich sehe mich in den Schaufenstern in der Gollumhaltung vorbeischleichen, die ich an Frauen so ganz und gar unattraktiv finde. Da muss sich unbedingt wieder was ändern.

Basti geht schnell in den Laden, um das Essen schon mal zu bestellen, während die Hunde und ich draußen warten. Eine ältere Dame kommt vorbei und ist ganz verzaubert von Nala. Sie strahlt uns an und ich lächle zurück. "Schönen Tag wünsch ich Ihnen!"

"Oh, das wünsch ich Ihnen auch!", gebe ich ehrlich gemeint zurück und freue mich über ihre Freude und auch darüber, dass sie Nala bestimmt so toll fand, weil die beiden sich irgendwie ähnlich sehen*.


Basti kommt wieder und will mir gerade die Geschichte von der gekauften Frau im Restaurant erzählen, da beginnen die Hunde aufgeregt zu bellen. Ein Begrüßungsbellen, aber es ist sicherlich wieder durch die ganze Innenstadt zu hören. "Ruhe jetzt!", bestimme ich und sehe auf. Eine gut gekleidete Frau steht vor uns, ihr Sohn versteckt sich hinter ihr, weil die Hunde ihn erschreckt haben und sie wirkt, als wäre sie gerade irgendwie aus Paris hierher nach Bad Homburg teleportiert worden. Aber aus dem Paris, wie man es sich als allgäuer Mädel vorstellt, das noch nie in Frankreich war. Also eher wie in einem Buch oder Indi-Film.


"Hallo ihr Lieben! Ich habe euch ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wir vermissen euch!"


Es gibt so ein paar Menschen, die sieht man nicht oft und man hat auch gar nicht unbedingt so viel mit ihnen zu schaffen, weil sie einfach ihr eigenes Leben leben. Und manchmal ploppt man aufeinander und dann entsteht eine Bindung. Obwohl ich diese Frau im Prinzip nicht kenne, stehe ich ihr näher als ich vielen Menschen, die mich durch meine Jugend und mein junges Erwachsenenalter begleitet haben, jemals hätte stehen können. Weil wir eine ehrliche Basis haben. Weil es nicht viele Worte braucht. Weil es manchmal auch einfach nur um den Moment geht und dafür, da zu sein. Kenn dich, dann erkennst du die anderen.


Wenn man meine Beiträge hier so durchschaut, möchte man den Eindruck gewinnen, ich wäre ein wenig Misogyn. Das Gegenteil ist der Fall. Ich liebe Frauen. Und das ist der Punkt. Das, was ich wirklich als Frau bezeichnen kann, treffe ich sehr selten. Mit geht's da nicht so sehr um die Biologie, sondern um den Flow. Du kannst auch eine starke Frau sein, wenn du zufällig halt mit 'nem Schwanz geboren wurdest. Es gilt hier halt zu differenzieren, aber ich glaube, dass die Thematik für die breite Masse einfach zu komplex ist und dann werden alle über einen Kamm geschoren. Und so bilden sich die Kluften. Ja, auch ich sage, dass ich genervt vom Verhalten der Frauen bin, manchmal sogar, dass ich einen Hass auf sie entwickle, aber tatsächlich meine ich damit nur eine bestimmte Menschengruppe, die sich nicht zu verhalten weiß und mit eigener Unsicherheit oder maßloser Selbstüberschätzung oder einer ganz komischen Mischung aus beidem viel Leid hervorruft.


"Ja, ich war jetzt nicht so in der Lage, draußen rumzulaufen.", erklärt Basti und wir tauschen uns kurz über die Operationen aus, die wir dieses Jahr so hinter uns haben. Lustigerweise sind wir auch alle Rückenpatienten. Unter anderem. Die Hunde sind brav, aber der Kleine ist immer noch verunsichert. Ich versuche ihm, verstehen zu geben, dass die eigentlich ganz okay sind, damit er sich das nächste mal nicht mehr so erschrickt, wenn wir uns mit Ali und Nala begegnen sollten. Sie sind ja auch sehr lieb, nur halt laut. Und ein gesunder Respekt vor fremden Tieren ist stets begrüßenswert.


"War schön, sie mal wieder zu sehen."

"Auf jeden Fall." "Echt ne krasse Frau."

"Absolut."


Der Hügel zu Gucci gibt Basti den Rest und ich drücke ihm Nalas Leine in die Hand, um schon mal allein vorzugehen, damit wir nicht auch noch oben im Wohngebiet alle mit unserem Gebelle erfreuen.


"Jana, weißt du was?"

Es war gut, dass ich Guccis merkwürdiges Verhalten angesprochen habe. Es sind kleine Puzzlestücke, aber so nach und nach könnte eine Verbindung entstehen. Wir überlegen uns, dass wir die Gesamtsituation auf jeden Fall gut im Auge behalten müssen und wenn nötig muss ein Spezialist ran, sollte sich der andere Verdacht als das abtun, was er momentan ist. Nur ein Verdacht.


"Könnte möglich sein.", antwortet Basti, als ich die Theorie wenig später weitertrage. Wir finden noch weitere Punkte, die darauf passen könnten, aber wie immer ist es nun unsicher, ob das nicht nur Priming ist.


Wir holen unser Essen ab und gehen noch schnell bei Rewe vorbei. Ich warte mit den Hunden oben im Rathaus und ein Mädel, das gelangweilt neben ihrem Date sitzt, das nur auf sein Handy starrt, wirft den Hunden immer mal wieder einen kleinen Blick zu und bedenkt mich mit einem Lächeln. Die arme Maus. Vielleicht vierzehn oder fünfzehn und alles andere ist wichtiger als sie. Offenbar wünscht sie sich gerade auch eher einen Hund als den Jungen an ihrer Seite und da kann ich wiederum sie jetzt voll verstehen.


Nala bellt ein bisschen die Leute aus der Anwaltskanzlei an bis die Dame, die ihr bereits vorher ein Lächeln zugeworfen hat zu ihr rauskommt und sie begrüßt. Ich entschuldige mich für den Lärm und sie lacht und meint nur, dass wir doch alle manchmal Schreien und Luft ablassen müssen. Ich stimme ihr zu und finde es witzig, dass schon die zweite menschliche Nala vor mir steht. Normalerweise kriegt Ali immer die ganze Aufmerksamkeit ab. Er ist ausgesprochen schön. Er sieht aus wie ein riesiger Wüstenfuchs, hat eine fließende, fast tanzende Bewegung und sein herzensgutes Wesen strahlt stark durch seine dunkelbraunen Augen. Er ist einfach ungewöhnlich hier. Ein kleiner Boxer wie Nala ist da schon eher unauffällig, wobei es nicht so ist, dass sie ihm in Schönheit nachstehen würde. Sie ist halt einfach anders als er. Und deswegen freue ich mich wirklich besonders für sie, dass sie mal im Rampenlicht steht. Das gefällt ihr offenbar auch sehr.


Basti macht gleich noch die Einkäufe fürs Wochenende und die Stadt wird immer voller. Die Hunde werden langsam unruhig, weil es doch alles länger dauert als geplant. Ich hätte sie doch einfach schnell zuhause abgeben sollen wie ich es eigentlich vor hatte. Und dann dachte ich mir so: "Ach warum denn? Ist doch netter, wenn sie schnell mitkommen. Sie erleben ja eh gern was."

Und jetzt sehe ich Basti mit einer super vollen Tüte und Pizza und Cornflakes unterm anderen Arm auf der Rolltreppe umherschwanken, Ali beginnt zu hüpfen und Nala zu schreien und der dritte Hund betritt das Rathaus. Perfekt. Jetzt einfach nur noch nach Hause kommen.


Der Weg durchs Rathaus an Hund Nummer Drei vorbei ist noch okay, aber direkt am Eingang steht der Husky, den Ali immer anstresst. Ich habe Nalas Leine ums eine Handgelenk gewickelt, Alis Leine ums andere und halte irgendwie unser Asiaessen hoch. Ali macht Theater und will den Husky anstressen, aber ich laufe einfach weiter. Es gibt auch wirklich keinen Grund dafür. Er ist inzwischen ungefähr fünf mal um mich rumgesprungen und hat damit den Arm gefesselt, den ich nicht zum Essen halten brauche. "Schluss jetzt!", schimpfe ich und er hört auf, aber ich kann mich auch nicht mehr befreien. Ich sehe, dass Basti jeden Schritt wackliger wird und ziehe meinerseits das Tempo an, damit wir es schnell nach Hause schaffen. "Du hast den Schlüssel!"


Wir sind gestresst, ich versuche mich zu beeilen, er macht die Haustür auf, ich gehe vor, weil die Hunde vorziehen und will nebenbei eigentlich noch den Schlüssel nehmen, damit ich gleich aufsperren und Basti einfach durchlaufen kann, aber ich erwische ihn nicht mehr. Die Hunde ziehen nach oben und ich bin irgendwie mitten drin und versuche, nicht zu fallen.


"Hab dir Frühlingsrollen mitgebracht."

"Ja, mir egal. Danke!"


Wir zicken uns an, weil er mich in Gedanken schon tot auf der Treppe liegen sehen hat und ich ihn mit dem Gesicht nach vorn in den Einkaufstüten. Das passiert manchmal. Wenn die Sorge zu groß wird, wenn wir was leichtsinniges tun oder so, dann wird der andere böse (weil Angst und Verzweiflung und Hilflosigkeit in der Situation) und derjenige, der die Sorge ausgelöst hat, ist dann zickig, weil man ihn nicht anzukacken hat. Blöd, wenn wir beide gerade in beiden Situationen stehen.

"Danke fürs Acrane-Abend kaputt machen."

"Danke gleichfalls."

"Weißt du was? Ich glaube, wir reden heute einfach nicht mehr miteinander."

"Besser so."


Es ist ungewöhnlich, dass das passiert. Normalerweise lassen wir unsere Emotionen verbal aneinander aus, was zwar ungefähr so laut werden kann, wie Ali und Nala, aber mindestens genauso unbedenklich ist wie die Gefahr die von diesen Hunden ausgeht. Diese sind allerdings auch der Grund, weswegen wir es heute einfach gut sein lassen. Kenn dich, dann kennst du die anderen und dann musst du dich auch manchmal zurücknehmen, um dein Umfeld nicht unnötig anzutriggern.


Ich lasse meine Magierin zwei Dungeons laufen und schicke Bastis Priester dann von meiner Jägerin aus Alles-im-Eintopf. Sie ist die Einzige, die das Rezept hat und es ist auch nur eine symbolische Sache.


"Schau, was er jetzt hat.", seine Stimme klingt gedrückt, aber versöhnlich. Ich freue mich ein bisschen mit über sein neues Reittier, aber nur ein bisschen, damit er auch merkt, dass ich angepisst bin, weil ich mir ja genauso Sorgen um ihn mache wie er sich Sorgen um mich macht und denke mir dabei schon, dass das Quatsch ist und ich jetzt langsam mal damit aufhören könnte.


"Bin jetzt in Discord."

"Jaja, viel Spaß." Klappt ja gut mein Vorhaben...


Ich fliege eine Weile durch Azj Kahet. Irgendwie mag ich den Flow dort. Ich würde sagen, das ist mein Lieblingsort in The War Within.


"Jo Leute, ich mach noch einen mit und dann muss ich mal mit den Hunden raus und mach dann auch Schluss. Die neuen Folgen von Arcane sind heute rausgekommen und die möchte ich noch mit meiner Frau anschauen."


Ich melde auch noch einen Dungeon an und kümmere mich danach um die Juwelierskunst.


22.02 Uhr

"Geh ma Gassi?"

"Ja."


Wir gehen los und ich muss fragen, ob wir unsere Gildenmitglieder, die wir neu gesammelt haben, jetzt alle kicken müssen, weil ich nebenbei mitbekommen habe, dass sie eine politische Diskussion anfangen wollten. Es sind ja an sich ganz nette Jungs, aber sie kommen aus dem Osten.

"Wir schreiben morgen unbedingt in die Regeln, das politisches und gesellschaftliches Außen vor bleiben muss. Aber klar behalten wir das im Auge. Du hast ja gemerkt, wie sich das Gespräch entwickelt hat und die Begrifflichkeiten die sie verwenden, deuten nicht daraufhin, dass es tatsächlich ihrer Gesinnung entspricht. Sie scheinen unsicher zu sein, aber ich glaube, es sind an sich nette Jungs, die nur versuchen, ihr bestes zu machen und vielleicht kann ich ein bisschen einen Teil dazu beitragen, Verständnis zu schaffen. Wenn man die Leute immer gleich ausgrenzt, lernen sie ja nur, dass man sie nicht dabei haben will und dann rennen sie dorthin, wo sie vermeintlich akzeptiert werden."

"Ja, ist ein schöner Gedanke."

"Keine Sorge, wenn ich merke, dass das in die falsche Richtung geht, wird gecleaned. Aber ich bin für Chancen und Gespräche."


Das sind die Momente, die keiner sehen kann. Vielleicht wird mein Freund teils als offensiv empfunden und manchmal vielleicht auch als unnachgiebig und hart, aber er ist der Mensch, der immer wieder an das Gute in den Leuten glaubt, während ich ihre Abgründe sehe. Gegensätze ziehen sich an und glücklicherweise haben wir sehr passende Gegensätzlichkeiten. So super hetero, dass es schon wieder homo wird. Auch ein Punkt, weswegen das Aufstreben der Rechten für uns irgendwie sehr persönlich ist. Wer bist du denn, zu entscheiden, mit wem ich intim werden will? War lang genug in Therapie, dass ich das wieder selbst entscheiden kann, da brauche ich jetzt keine Regierung, die mir die Liebe verbietet. Oder eine Horde ungebildeter Menschen. Wir könnten hier in Deutschland von Trump lernen. "Die Dummen haben mich zum Sieger gemacht." Mir graut vor 2025 in Deutschland. Die 5 Klässler konnten vor vier Jahren keinen Zahlenstrahl mehr verstehen oder einen korrekten deutschen Satz schreiben und was ich in der Arbeitswelt so erlebt habe à la "Von welchem komischen Tier soll denn Kalbsgeschnetzeltes kommen?" (17 Jahre alt, Praktikantin in der Gastronomie). Für uns ist das mit Deutschland ein bisschen wie mit dem Fitnessstudio. Es gibt für uns gerade keine passende Alternative. Österreich ist an sich schön, aber wird genauso braun und ich verstehe den Dialekt einfach schlecht und ich bin kein Weintrinker und ich mag die heimische Küche nicht. Es ist, als würde ich wieder im Allgäu leben und da bin ich ja mit gutem Grund weggegangen. Ich find's halt schade, dass wir gerade, als wir unser Zuhause gefunden haben, alles so einbricht. Erst unsere Gesundheit, dann die Weltordnung. Es ist bestimmt auch schlimm für Menschen, die ein geradliniges Leben haben mit den heutigen Herausforderungen zu bestehen, aber du musst dir vorstellen, dass ich über mein halbes Leben und mein Freund sein komplettes damit beschäftigt ist, sich freizukämpfen. Es fühlt sich einfach an, als wäre uns nie eine kurze Pause zum Durchatmen vergönnt.


Zuhause angekommen stellen wir uns das Laptop ins Schlafzimmer. Wir haben keinen Fernseher und brauchen auch keinen. Wir machen und irgendwann, wenn wir körperlich fit genug dafür sind und die Elektrik in der Wohnung endlich gemacht wurde, eine Leinwand hinter unsere Schreibtische. Unser Wohnzimmer eignet sich nämlich wunderbar für ein Heimkino.


Wir kuscheln uns zusammen und klicken die vierte Folge der zweiten Staffel an. "Das ist jetzt nicht ihr ernst, oder?"

Wir sind geschockt und auch traurig. Die nächsten paar Stunden versinken wir in Arcane und bauen unsere Gefühle des Tages oder der Woche damit ab. Ob ich weine? Ja, doch, schon sehr oft. Es ist eine wahnsinnig starke Serie mit unglaublichem Ausdruck geworden. Die Musik begleitet uns seit letzter Woche und vielleicht ist es gar kein Wunder, dass wir eine besondere Beziehung zu den Geschwistern haben.


"Tut mir leid, dass ich manchmal so schwierig bin. Ich mache mir nur furchtbare Sorgen um dich.", flüstert er mir ins Ohr. "Dito. Ich liebe dich, Bebi." "Ich liebe dich."



*Falls du dich dafür interessierst, warum dein Haustier aussieht, wie es aussieht, empfehle ich dir das Buch "Kuscheltierdrama" von Achim Gruber. Im Generellen ist das ein Buch, das meiner Meinung nach JEDER Mensch gelesen haben sollte, nicht nur diejenigen, die sich mit anderen Spezies als dem Menschen beschäftigen. Es ist auch wirklich so geschrieben, dass es auch verständlich für alle ist, also nicht zögern, sondern anfangen!




Als ich kurz vorm Einschlafen bin kommst du mir in den Sinn. Das, was sie dir angetan haben. Was ich dir angetan habe. Was du mir angetan hast. Du hattest die Größe, dich zu entschuldigen. Die habe ich bis heute nicht gefunden. Ich überlege schon lange, wie ich dir sagen kann, dass du mit vielen Dingen gar nicht so falsch lagst und ich dir verzeihe, was zwischen uns passiert ist, weil wir in den zwölf Monaten unserer gemeinsamen Reise nur genau wenige Stunden hatten, in denen wir tatsächlich beide waren, wer wir sind. Und auch wenn wir auf Dauer nicht miteinander ausgekommen wären, hätten wir immer wir selbst sein können und wäre das Gewitter an Traumata nicht über uns beide hereingebrochen, tut's mir doch leid, wie dass ich meine ganze Wut und meinen Hass an dir ausgelassen habe, weil du halt da warst und das ja eh schon alle gemacht haben. Ich wurde in der Zeit zu diesen Frauen, die ich über alles verachte und habe mit in die Wunden geschlagen, die ich hätte heilen sollen. Ich könnte dir direkt schreiben, aber wir wissen beide, dass das nicht gut für uns wäre. Vielleicht ist das ein egoistischer Gedanke, weil ich mich von der Schuld reinwaschen will, aber eines Tages möchte ich die Ungerechtigkeiten aus den Tisch bringen, die dir im Allgäu widerfahren sind und die ich mit dir durchlebt habe. Es hat mehr als fünf Jahre gedauert, aber ja, du warst nicht das Problem, sondern die Rettung aus einem Leben, das ich dabei war zu beenden. Dass du dafür zusätzlich gelitten hast, werde ich nicht mehr gut machen können. Ich denke, dass ich mit diesem Blog hier endlich das richtige Medium gefunden habe, weil du so die Chance hast, das zu lesen, wenn die Zeit reif ist, falls du das Bedürfnis hast. Wenn nicht, bleiben dein Leben und deine Psyche von mir unbehelligt und das wird dann auch richtig so sein. Aber nachdem ich langsam anfange, mich zu erinnern und endlich wieder schreiben kann, sehe ich es ein bisschen als meine Pflicht, die Sache wenigstens in das Licht zu stellen, das der erlebten Realität am nächsten kommt, anstatt weiter zuzulassen, dass Menschen, die ihr ganzes Leben lang dafür kämpfen, sich irgendwie zurechtzufinden und geliebt zu werden, von ignoranten selbst hassenden fetten Schweinen nur mit Füßen getreten werden und irgendwann zerbrechen. Alles was du erleben musstest, tut mir so unendlich leid und auch, dass ich nie stark genug war, deinen Schmerz zu ertragen, aber das kannst du und alle Leser hier auf Frauenbarth bald im Beitrag "Louisa X" erfahren, den ich die kommenden Wochen für dich schreiben werde.

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