Steuerberater
- FRAUENBARTH

- 28. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Über die Freude endlich einen Steuerberater gefunden zu haben, mehr Arbeit als geplant und das Glück, den passenden Menschen an der Seite zu haben.

6.30 Uhr
Der Wecker klingelt, denn wir haben ja heute doch nicht frei. Ich beginne gleich mal mit ein paar einfachen Mobilityübungen, die ich schonmal im Bett zum Aufwachen ausführen kann und hoffe, dass sich die Schmerzen so schnell in den Griff bekommen lassen oder zumindest nicht schlimmer werden. Der Monat war einfach anstrengend und die körperliche Belastung wohl etwas zu hoch angesichts meines Körperstatus. Meine Bandscheiben melden sich wieder und zudem schmerzt mein Knie.
Um kurz nach sieben ist dann auch das erwartete Monster da. Ich freu mich, den Schäferhundmischling wieder zu sehen - er war zuletzt vor drei Wochen da und wir haben ihn natürlich vermisst. Geplant dass er heute kommt, war es nicht und ich hab's auch erst gestern Abend erfahren. So ist das in sozialen Berufsfeldern. Aber man macht's ja gern.
Mein Tagesablauf unterscheidet sich auch nicht wesentlich von dem, den ich vorgehabt hatte, außer, dass ich mehr als geplant draußen bin, um Gassi zu gehen und wir nicht zu IKEA fahren. Ich setze den ganzen Tag gezielt kleine Dehnungs- und Mobilityübungen ein und achte bei der Arbeit am PC besonders auf meine Haltung. Ich schaffe nicht mal ein Viertel von dem, was liegen geblieben ist, aber so ist das halt manchmal.
15.45 Uhr
Ich mache mich auf den Weg um einen Steuerberater kennenzulernen, der hoffentlich bald meine steuerlichen Angelegenheiten übernehmen wird. Ich freue mich sehr über und auf den Termin, da ich seit Jahren auf der Suche bin und endlich mal einen Fachmann bräuchte, damit ich mich nicht immer selbst mit dem Finanzamt rumärgern muss. Bisher war diese Odyssee leider vergebens.
Ich stehe erstmal ein bisschen verloren in der großen Kanzlei und ich weiß leider auch den Namen des Herren nicht, mit dem ich telefoniert hatte. Die Frau am Empfang scheint auch nicht ganz begeistert über meine Anwesenheit zu sein und fragt letztendlich als wäre ich ein bisschen langsam im Kopf, ob ich fürs Sekretariat da bin - vielleicht meint sie, ich wolle mich vorstellen... ich antworte mit einem knappen: "Nein, für eine Steuerberatung." und daraufhin fällt der Empfangsdame ein, dass heute sowieso nur noch ein männlicher Mitarbeiter im Haus ist und dass es sich wohl um den handeln wird. Sie ruft ihn an und er kommt alsbald die Treppe nach unten um mich in sein Büro zu geleiten.
Heute scheine ich mal Glück zu haben. Der Steuerberater nimmt sich viel Zeit, mir alles zu erklären, ist sehr freundlich und behandelt mich auch nicht abschätzig, weil ich dieses Jahr nicht mit den Turboumsätzen punkten kann und auch gerade erst im Februar wieder eingestiegen bin. Ferner erklärt er sich bereit, das Mandat zu übernehmen, wenn er alle nötigen Unterlagen hat und darüber freue ich mich noch mehr. Außerdem nehme ich gleich ein paar gute Tipps mit nach Hause, die mir wieder Geld zurückholen sollten und damit gleich das ausstehende Honorar für die Übernahme meiner Steuerangelegenheiten doppelt.
Das erste Mal habe ich mich mit 18 Jahren Selbstständig gemacht und dachte, ich kann einfach den Steuerberater meiner Familie konsultieren... War wohl nichts. Dann hab ich mich eben selbst auf die Suche gemacht, niemanden gefunden und dann mein Zeug halt selbst geregelt. Das war mit unter mit einigen Problemen und Holprigkeiten verbunden, die ein Fachmann hätte vermeiden können und umso glücklicher bin ich, diese Last nun nach 13 Jahren endlich von meinen Schultern zu haben. Es lebt sich jetzt ein bisschen leichter. "Es sind die kleinen Momente des Lebens.", pflegt mein Freund Basti zu sagen - und dieser kleine Meilenstein scheint für mich irgendwie riesig.
Nachdem ich vom Termin zurück bin, bringen wir gemeinsam das Monsterli nach Hause und laufen vorher nochmal durch den Park.
Den Abend nehme ich mir frei und verbringe ihn mit Basti. Morgen haben wir in der Früh ein Neukunden-Treffen und danach eigentlich frei. Vielleicht schaffen wir es dann zu IKEA. Inzwischen können wir glücklicherweise wieder ein bisschen mehr miteinander unternehmen. Er ist immer noch nicht fit, aber immerhin langsam auf dem Weg der Besserung. Die letzten Jahre waren hart für, die letzten zwei besonders körperlich, davor waren es eher die Lebensumstände, die problematisch waren. Dafür freuen wir uns jetzt darüber, mit Anfang 30 sicher zu sein, dass wir gemeinsam allen Widrigkeiten bestehen. Hinter uns liegen Krankheit, Tod von Nahestehenden und eine besonders schreckliche Polyziehung, Geldnöte, Wohnungslosigkeit und insgesamt 7 Umzüge. In dieser turbulenten Zeit haben wir nicht nur viel erlebt, sondern auch viele Erfahrungen gesammelt, wissen heute, was wir wollen und was wir nicht mehr wollen und gestalten unser Leben nach und nach, wie wir es uns immer gewünscht haben.



























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