Nichts Negatives
- FRAUENBARTH

- 2. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Ein Tag mit mit kleinen Ärgerlichkeiten, aber nichts negatives per se.
7.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Ich drücke auf Schlummern und rücke enger an meinen Freund. Er nimmt mich in den Arm und wir dösen noch eine halbe Stunde weiter.
7.30 Uhr
„Stehen wir auf?“
„Mhm.“
Wir machen uns und die Hunde fertig für den Tag und um kurz nach halb schreibt Matthias, dass er da ist und ob er rein kann, weil es kalt ist. Wir gehen aber erstmal Gassi. Mit Bewegung wird‘s ja wieder warm.
Wir machen eine schöne Parkrunde und verziehen uns dann bis halb elf ins kuschlig warme Wohnzimmer. Basti hatte gestern seinen letzten Tag in der Tagesklinik und ich bin froh, dass es wenigstens ein bisschen geholfen hat Jetzt steht noch die Nachsorge an und dann können wir hoffentlich die Berufsunfähigkeit abwenden und er kann mit etwas Glück nächstes Jahr sogar wieder in seinem Beruf arbeiten, anstatt Umschulen zu müssen - so sah es nämlich das letzte Jahr über aus. Auch vom Rollstuhl ist keine Rede mehr und irgendwie freuen wir uns zwar, aber sind noch nicht so ganz wieder in unserer alten neuen Realität angekommen, in der wir beide so funktionieren, wie wir es gerne wollen.
Die Hunde machen ein paar Tricks mit uns und Happy lernt alles, was Koala kann ganz schnell selbst durchs Zuschauen und bietet bald darauf erweiterte eigene Varianten an. Seit gestern Abend kann er zum Beispiel winken und führt das jetzt auch sehr gut vor. Dafür, dass er vor kurzem noch mit seinem Gequietsche die Polizei gerufen hat, hat sich das alles sehr gut entwickelt. Koala kann einen coolen Kisten-Trick und noch ein paar weitere coole Sachen. Sie hat eine Tricktraining-Klasse besucht und ist eine große Bereicherung fürs Rudel.
10.30 Uhr
Die Vizslas reisen an, einer hat nur noch ein Auge und ist zuweilen ein kleiner (großer) Schreihals, aber wir haben beide sehr gern. Im Blog werden wir sie als Bilbo und Titan kennenlernen. Bilbo ist die Kuschelmaus, ursprünglich vom Tierschutz und gesundheitlich voll in Ordnung. Bei Titan sieht‘s leider anders aus. Er ist ein paar Jahre älter, hat Augenprobleme und einige knotige Hautstellen, die mich besorgen.
Bilbo, Titan und Happy kennen sich bereits und freuen sich, sich wiederzusehen. Die Border Collie Hündin Koala nimmt Notiz von ihnen und schläft dann weiter. Vielleicht auch deswegen, weil sie gestern insgesamt 9 Kilometer mit uns unterwegs war und immer noch hundemüde ist.
Wir werkeln im Wohnzimmer-Office vor uns hin und Basti erklärt Matthias seine Ideen für zukünftige Projekte, die starten sollen, sobald er wieder die Freigabe vom Arzt hat.
„Oh, wir haben schon 26 Likes jetzt!“, freut sich Matthias und wir uns natürlich auch - vor allem weil er sich so freut.
Basti hat das gestern Abend schön zusammengefasst, als wir uns über die Praktikumszeit unterhalten haben:
„Ganz erfrischend, so viel jugendliche Motivation, vor allem im Gegensatz dazu was ich ist den letzten jungen Mitarbeitern erlebt hab.“
Die Pizza für Matthias backt in dem kleinen Tischofen, den meine Mama mir geschenkt hat, vor sich hin und da ihr schon gemerkt haben, dass Pause machen gerade noch nicht so Matthias‘ Ding ist, haben wir beschlossen, ihn erstmal essen zu lassen, dann eine halbe Stunde rauszuschicken, weil man auch einfach mal ausm Betrieb raus muss, um sich wirklich ordnen zu können und danach darf er eine halbe Stunde Serie gucken und mit den Hunden kuscheln, damit er auf seine Stunde Pause kommt. Wir können derweil kurz nochmal ins Bad gehen und uns frisch machen, danach geht‘s schon wieder los zum Gassi.
Wir haben jetzt einen coolen „Geschirr-Anziehe-Platz“ und es wird der Reihe nach angezogen, wer fertig ist geht gleich in die Küche und wird angeleint. Das war unsere Idee um das wilde Gewusel zu vermeiden, das sonst oft entsteht, wenn man mit mehreren Hunden gleichzeitig losgehen will.
Fürs erste Mal klappt das richtig gut und wir sind schnell unten. Titan ist wohl immer noch aufgeregt von der Anreise und macht erstmal ein Stresspipi vors Solarium. „Ja, da brauchen wir jetzt dann einen Eimer und Putzzeug.“, stelle ich fest. Basti ist schon ein bisschen genervt, aber was soll ich denn machen? Den Hund wegtragen oder pinkelnd hinter mir herschleifen? Er ist ein alter Herr und hat einige Handicaps, passiert halt mal. That‘s the Business. Das sag ich auch. Nur netter und mit Blicken in Schärfe. Stress in so einer Situation hilft niemandem weiter.
Etwa 30 Sekunden später und drei Meter weiter hat Titan leider auch ein bisschen Stressdurchfall und das halt so zwischen Bar-Lager-Treppe und Friseureingang… Es ist dan auch ziemlich eklig, Matthias hilft mir mit anreichen der Kotbeutel und aufmachen der Mülltüte, aber leider fällt auch noch mein Schlüssel rein. Glücklicherweise nur teilweise, aber mein „Lieblingsmensch-Einhorn“, das Basti mir vor Jahren geschenkt hat und das seither immer an meinem Schlüselbund hängt ist leider hinüber. „Das können wir doch waschen!“, schlägt Matthias vor, weil er sieht, dass ich traurig bin. „Neee, ds waschen wir nicht mehr. Das ist leider tot.“, sage ich und füge hinzu: „Und den Gestank kriegen wir nie mehr raus. Na ja, jetzt hast du wenigstens am ersten und am letzten Blockpraktikumstag die beschissensten Seiten des Berufs kennengelernt.“
Matthias lacht: „Ja, wie am Montag, als sie in den Durchfall von Mo getreten sind!“
„Ja, genau.“
Bin dann halt barfuß zurückgelaufen, weil die Schuhe auch nicht mehr zu retten waren.
Ich hole eine Eimer und Putzzeug, damit wir das gröbste erstmal beseitigen können, dann gehen wir eine kleine Runde Gassi und als wir zurück sind, putzt Basti den Rest weg, während Matthias und ich die Hunde wieder ausziehen.
Wir machen uns danach an seinen Praktikumsbericht und probieren den Drucker aus, den Basti mir zu Weihnachten 2022 geschenkt hat und der bisher entweder Netzwerk- Geräteverbindungs- oder Tintenprobleme hat, aber jetzt endlich funktioniert.
Um kurz nach drei geht Basti los, um den Rumänen Beppo entgegenzunehmen. Auf den freuen wir uns auch schon sehr. Er ist der Ruheanker im Rudel und sorgt immer für angenehm ausgeglichene Stimmung zuhause.
Um kurz vor sechs schicken wir Matthias dann etwas energischer in den Feierabend, weil trotz allen Spaßes die Arbeit gerade für einen heranwachsenden nicht den ganzen Tag einnehmen sollte und er zwei Stunden zuvor schon hätte gehen dürfen. Aber wir hatten noch ein bisschen was zu besprechen wegen seiner Unterlagen.
„Nichts Negatives?“, frage ich überrascht, denn da hat er nichts hingeschrieben. „Neee.“
„Und die Kacki-Sache?“
„Ja, nicht so toll, aber gehört halt dazu. Stört mich nicht.“
„Schön, freut mich, dass es dir gefällt. Das schlimmste daran, so wie wir arbeiten, ist tatsächlich wenn jemand aus dem Rudel stirbt. Das ist immer sehr traurig.“
Er nickt und geht kurz darauf zu den Hunden, setzt sich in ein Körbchen und kuschelt mit Bilbo und Koala bis wir ihn mit „Nicht, dass es noch heißt, wir würden die Praktikanten einbehalten. Die vermissen dich zuhause bestimmt schon.“
Ich begleite ihn noch mit Koala und Titan runter, weil eh beide nochmal Pipi müssen und wir verabschieden uns mit einem „Bis Morgen.“, weil er sich Morgen unserem Nachmittagsrudel Gassi anschließen darf. „So als Freunde?“ - „Ja, so als Freunde. Oder Rudel.“
Als ich wieder oben bin, versuche ich eine Runde Warcraft zu spiele, aber Titan muss nochmal raus. „Also gut, gehen wir, Schatz.“
Nach einer weiteren Blogrunde ist er auch müde und die Hunde schlafen bis kurz nach Acht. Dann brechen wir alle gemeinsam zum großen Abendgassi auf und lassen den restlichen Tag ruhig ausklingen.
„Morgen ist Feiertag und es sind keine An- oder Abreisen , oder?“, fragt Basti.
„Jup.“
„Machen wir einen schönen Gaming- und Gassitag?“
„Klingt perfekt.“
Alles in allem hat unser Praktikant Matthias den Tag auf den Punkt gebracht: Nichts Negatives.



















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