Dogsitter
- FRAUENBARTH

- 7. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Okt.
Mein Tagesablauf unterscheidet sich unwesentlich von dem der letzten zwei Tage, außer, dass ich noch einen Gassihund einbauen muss und mein Gassi mit Finn auf den späten Nachmittag lege.
In meiner kurzen Mittagspause mache ich einen Rohkostsalat und wir freuen uns doch recht sakrisch drüber. Es sind die kleinen Dinge des Lebens.
Mit besagtem "Extra"-Gassihund treffe ich am Tannwäldchen noch einen Neukunden und vereinbare mit dem, am Samstagabend spontan auf den ebenfalls neuen Hund aufzupassen.
Hierzu muss ich vielleicht erwähnen, dass es nicht so einfach ist, einen Dogsitter zu finden, wie man sich das vielleicht vorstellt. Jemanden, der tatsächlich auch noch Tierpfleger ist und im Privatsektor arbeitet, ist zumindest hier, noch rarer, aber danach wurde gar nicht gefragt.
"Wenn ich mir ansehe, wie Sie mit dem Hund umgehen, dann weiß ich, dass Sie die Richtige sind." ist nicht nur ein nettes Kompliment für einen Dogsitter und Tierpfleger, sondern die Wertschätzung meiner Arbeit auf einer Ebene, die ich gut verstehe.
Ich brauche in der Regel nicht lange, um mich auf neue Tiere einzustellen und andersrum. Das passiert mit dem Flow. Deswegen kann ich aber auch recht schnell sagen, wenn was gar nicht funktioniert. Das kam auf die Zeit, die wir hier im Hochtaunus leben aber erst einmal vor.
Kurz danach treffen der Dalmatiner Stew und ich im Park einen älteren Herren, der allein unterwegs ist und mir vom Verlust seiner Hündin erzählt. Sie ist im Mai gestorben. Einen Tag nach dem Todestag meines Pferdes. Ich habe so einen leichten Brückentage-Flow und fühl mich damit aber nicht mehr so tieftraurig und niedergeschlagen, wie es einst war. Inzwischen bin ich froh, über die 17 Jahre, die ich dieses wundervolle Tier an meiner Seite haben und so viel lernen durfte. Ich fühle den Schmerz des Alten und ich kann ihn ihm nicht nehmen, aber wir können ihn für einen Moment gemeinsam halten und das ist manchmal schon mehr wert als man sich vorstellen kann. Es braucht nicht immer große Worte. Manchmal reicht auch ein Blick auf einen See und ein stiller Moment zwischen zwei Fremden, die sich für einen Augenblick ehrlich fühlen können. Stew entscheidet, sich drauf einzulassen und stellt seine Überschwänglichkeit ein. Es sind vielleicht nur 10 Sekunden, aber für einen Moment öffnen wir ein Türchen in eine längst vergangene Welt - irgendwo zwischen Glückseligkeit und Verlust.
Als ich von Stew zu Finn fahre, mit der S-Bahn, wofür ich extra bis zum Bahnhof laufen musste, weil im Internet stand, dass die Bushaltestelle verlegt wurde, was sie offenbar nicht (mehr) ist, erhalte ich auch schon die Nachricht via meiner Tierbetreuungswebsite, dass der Termin am Samstag bestätigt wurde und ich freue mich, dass ich mir die Arbeit gemacht habe, die Homepage zu erstellen. War erstmal viel Arbeit, soll's mir aber auf Dauer leichter machen und ich möchte ja weiter ausbauen. Wollte ich nur als Dogsitter arbeiten, bräuchte ich im Grunde nicht viel. Es kommen so oder so Empfehlungskunden rein, aber ich fand, diese schöne Tätigkeit sollte auch im Internet eine ordentliche Präsentation bekommen. Außerdem hab ich mir so gleich ein bisschen Skills im Webdesign aneignen können, auch wenn mich das viele, viele Stunden und so manche Träne gekostet hat - ganz zu schweigen von den Hostinggebühren.
Abends geht's noch eine Runde mit den Gasthunden raus, ich mache meine Officearbeit und dann geht's zur Nachtrunde raus. Dadurch, dass Basti mir heute wieder viel abgenommen hat, kann ich guten Gewissens schlafen, weil alle Hunde ausreichend bewegt und beschäftigt worden sind und ich so oder so nach 24 Kilometern zu Fuß hundemüde bin.


























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