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Alltag.
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Echt.

Frauenbarth Blog
anders. erleben. lesen.

Mieser Mittwoch

8.15 Uhr

Mein Handy klingelt. "Hä?"

Wir sind spät eingeschlafen und haben uns furchtbar gefühlt, deswegen haben wir den Wecker extra später gestellt.


Ich gehe ran. "Hallo Jana, ich weiß, es ist kurzfristig, aber kann ich Gucci heute vielleicht bringen? Nachmittags... bis Morgenfrüh."

"Ähm, ja klar! Wir freuen uns."

"Ja gut, seid ihr zuhause, oder..."

"Ja, wir sind zuhause, komm einfach, wann du magst."

"Ja, würde so 14 Uhr in Augenschein nehmen."

"Perfekt. Bis später."


"Hm?", macht Basti. "Gucci kommt."

"Ja, hab ich gehört." Wir schlafen weiter.


10.00 Uhr

Der Wecker klingelt. Wir drücken zwar auf Schlummern, stehen aber auf, gehen duschen und erledigen, was wir zu erledigen haben. Erst kurz bei der Bank vorbei, dann zu Rewe und ins Fitnessstudio.


11.53 Uhr

Wir laufen auf die Trainingsfläche, betreiben bisschen Smalltalk, machen unser Training und wundern uns über die Peinlichkeit mancher Frauen. Ist nicht so, als würde es nicht auch mal den ein oder anderen Kerl geben, der im Gym ein bissl über die Strenge schlägt, aber das betrifft eigentlich auch nur meinen Mann. Zu mir sind die männlichen Mitarbeiter und Member höflich und galant und es gab für mich (hab ja schon ne Vorgeschichte) keinen Grund zur Beanstandung von Verhalten von Männern außer einem Sonderfall ganz am Anfang. Sollte bei dem ganzen "Männer sind böse" muss das mal erwähnt werden. Gibt böse Männer, böse Frauen, böse Nonbinary-People, ... blabla. Wenn du nach den schwarzen Schafen suchst, wirst du sie auch finden, aber mein Eindruck gerade im Gym ist, dass die Frauen Schwierigkeiten mit Grenzen haben und nicht andersrum.

Wir trainieren Arme und Schultern, läuft auch ganz gut. Die Muskelrelaxanzien lindern den Schmerz in meinem Bein allmählich, aber die Dosis ist wohl noch zu niedrig, dass es zu einer wirklichen Lösung der Spannungen kommen kann.

Als wir gehen, treffen wir noch den Rudelführer vom Monster. Ich nicke ihm kurz zu, weil ich denke, es ist irgendein Mann, den Basti halt noch aus seiner Arbeitszeit kennt und tanze dann weiter vor mich hin. Basti bleibt stehen und beginnt sich von der Empore aus mit dem Mann zu unterhalten. Ich winke und tanze weiter vor mich hin.

"Hey Bebi, willst du nicht Hallo sagen?", Basti hebt meine Kopfhörer an. "Was?"

"Na guck doch, wer da steht."

"Oh! Oh... Oh! Es tut mir so leid. Ich war irgendwie jetzt voll in meiner Welt."

"Das macht doch nichts."

Wir tauschen uns kurz aus und ich berichte, dass ich ja gerne mal das Heftchen vorbeibringen würde, in dem steht, wie toll ihr Monsterhund ist und was er für ein Glück hat, bei ihnen gelandet zu sein - weil's wahr ist. Könnte kein besseres Zuhause für diesen Hund geben. Der Druck ist auch schon durch, das Heft wurde im November veröffentlicht und ich warte irgendwie immer noch auf meine Belegexemplare. Aber so ist das halt. Brotlose Kunst... bzw. Brotlose Fachartikel, aber ich kann ja eh nicht arbeiten, also was soll's. Werde mir schon noch irgendwoher ein paar Magazine organisieren, hätte selbst nämlich auch gern eins. Ist schließlich mein erster Fachartikel seit... ja, wann eigentlich? 2016 schätz ich mal. 17, wenn wir ganz großzügig sind.


Der Hühnerstall verhält sich gerade angenehm ruhig, aber sie haben auch grade nicht viel andere Wahl. Die ungeklärt offenen Beiträge, die hätten eingezogen werden sollen, sind immer noch nicht vom angegebenen Konto runter, aber im Office ist ja auch niemand zu erreichen. Die Nummer scheint es nur wegen des Impressums zu geben, weil es egal ist, zu welcher Uhrzeit man dort anruft... Immerhin gehen beide Bänder, zumindest wenn die coolen neun Drehkreuze auch Verbindung haben.


13.38 Uhr

Wir legen uns nochmal kurz hin und warten, dass Gucci kommt. Wir sind auf der Suche nach einer neuen Serie oder einer, die wir schon gesehen haben und die für mich neu ist.



15.16 Uhr

Mein Handy klingelt. "Hallihalllo, ich komm runter." "Ne, es tut mir wirklich total leid."

Ich mache den Lautsprecher an, damit Basti auch mithören und reden kann. Wir sprechen kurz und es bleibt ein mulmiges Gefühl zurück. "Wenn wir irgendwas für euch tun können, sagt bitte Bescheid!"

"Ihr tut schon genug und zu wissen, dass wir Gucci jederzeit versorgt wissen, ist schon so viel wert. Es ist alles in Ordnung, das kriege ich hin. Wirklich."

"Okay, aber falls ihr doch was braucht oder wir einfach mal kurz mit Gucci Gassigehen sollen, melde dich bitte, dann holen wir sie ab, ja?"

"Ja, danke. Aber das geht schon."


"Warum trifft's eigentlich immer die Guten?", fragt Basti als wir aufgestanden sind und ins Wohnzimmer schlurfen. "Keine Ahnung. Weil das Leben unfair ist?"

"Vermutlich."


Wir gehen nochmal schnell zum Einkaufen und haben eigentlich vor, ein bissl über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, aber irgendwie ergreift uns die Stimmung nicht so. Deswegen schauen wir lieber in den Buchladen. Ich kriege das schöne Notizbuch, dass er mir schon seit 2021 kaufen wollte, aber das mir immer zu hübsch war für das, dass um mich rum alles so hässlich war. Wir haben jetzt zwar immer noch keine Küche, keine Farbe an den Wänden und sind noch lange nicht so eingerichtet, wie wir uns das vorstellen, aber zumindest sind wir unter uns in unseren vier kleinen Wänden. Und auch wenn ich manchmal von den Umständen genervt bin, fühle ich mich hier in der Louise wirklich wohl.


Ich lasse meine Todesritterin ihre weekly Quests machen. Kommen ganz gut durch.


"Ach man, was soll denn das?"

"Was?"

"Ach schau mal."

Er zeigt mir sein Handy. "Ja keine Ahnung... Ich weiß auch nicht, warum nichts mehr funktioniert."

"Ich hab keine Lust mehr. Ich geh ins Bett."


Ich komme mit ihm rüber, aber kann auch nichts sagen oder tun. Was auch? "Alles wird gut?" - Ein Versprechen, das man gibt, wenn man gar nicht vorhat, die Situation zu ändern.

"Warum kann nicht einfach mal was funktionieren?"

"Ich weiß es nicht."


Wir sitzen. Und Schweigen. Als er bereit ist, nehme ich seine Hand und lege meinen Kopf an seine Schulter. "Es tut mir so leid, Bebi." Auch nicht hilfreich, aber immerhin aufrichtig.

"Meine Schmerzen werden auch wieder schlimmer."

"Wundert mich nicht. Wenn ich mich aufrege oder traurig bin, hab ich auch Schmerzen as fuck."

"Ja... Das muss endlich aufhören."


Wir kuscheln ein bisschen und entscheiden uns dann für eine Runde "Musik-Kopfreset." Tut gut. Ich höre ein paar Lieder und Basti zuckt verärgert zusammen. "Was?" "Nicht mal das geht." Ich nehme meine Kopfhörer runter und höre, dass sein Lied alle zwei Sekunden stoppt.

"Ich habe keine Lust mehr, Bebi."

"Ich weiß, Liebling." Was soll ich auch sonst sagen?


"Okay, ich geh noch ein bisschen in Discord."

Ich schreibe meinen Blogbeitrag von Dienstag und logge nebenbei auf meine Jägerin. Diese Woche sollen alle meine Chars ihre Aufgabe schaffen.

Ich merke schon, dass er immer genervter wird bis er um 23.10 Uhr sagt: "Okay, für mich ist heute Feierabend, Jungs. Das bringt nichts."

Er schaltet seinen PC aus und geht ins Schlafzimmer. "Was ist los, Bebi?"

"Ich muss schlafen. Morgen ist vielleicht wieder ein besserer Tag. Und wir müssen noch essen."

"Was magst du?" "Was haben wir?"

"Reis."

"Von gestern?"

"Ja."

"Der ist jetzt schlecht."

"Oh... ja. Wahrscheinlich. Nudeln, Suppe, Eintopf?"

"Nudeln mit Soße."

Ich mache uns schnell einen riesigen Topf Nudeln mit Soße und kippe viel zu viele Chilliflocken rein.

"Ich find's gut."

"Ich kann's nicht essen. Viel zu scharf. Aber müsste auch bald wieder meine Tage kriegen, vielleicht deswegen. Ist es schärfer als das, was ich letzte Woche gemacht habe?"

"Nein."

"Ah, gut. Dann ist es die Hormonlage."

"Am wahrscheinlichsten."


Er fällt nach dem Essen direkt in einen unruhigen Halbschlaf.


0.50 Uhr

"Bebi... hast du deine Medis genommen?"

"Am Abend."

"Am Abend oder für die Nacht?"

"Für die Nacht muss ich noch nehmen."

Er kriegt gerade nicht mit, dass er mit mir redet, deswegen mache ich mir nicht so viele Sorgen, seinen "Schlaf" zu stören.


1.10 Uhr

Ich kuschle mich an ihn und streichle seine Haare. "Hey Bebi. Tust du bitte kurz aufwachen, um deine Medis zu nehmen?"

"Mhm."

"Hast du was zu trinken?"

"Ne."

"Okay, ich hole schnell was."

Muss ja eh die Tabletten holen. Ist nichts mehr da, also mache ich noch schnell einen Krümeltee.

"Bebi, tust du bitte jetzt deine Medis nehmen?"

Er hält die Hand auf und nimmt seine Medikamente. Dann nippt er an der Tasse. "Was ist das?"

"Krümeltee."

"Neeeeeeee, nur Wasser." Und da ist er auch schon wieder weg.

"Ich liebe dich, Bebi. Schlaf gut.", sage ich, gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und schreibe ihm eine WhatsApp-Nachricht, weil ich das echt schon lange nicht mehr gemacht habe. Seit wir unsere Zeit vorwiegend zusammen verbringen ist das ja auch irgendwie nicht mehr nötig. Aber es ist so eine Kleinigkeit, die Beziehungen schön macht, oder? Eine Liebesbotschaft. Und nach einem Tag voller Quatsch, Krankheit und mehr Quatsch kann man eine kleine Freude gut gebrauchen. Mehr kann ich leider auch nicht tun.









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