Perfect Valentine
- FRAUENBARTH

- 14. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Eigentlich hätte heute schon im sieben der Wecker geklingelt, aber aufgrund Krankheit können wir ausschlafen. Mal nicht wegen eigener, auch wenn wir uns auch abgeschlagen fühlen, sondern wegen der bösen Erkältung von einem Hundepapa. Wir waren irgendwie auch lange wach, weil wir abends noch eine Folge Law and Order SVU schauen wollten zum Einschlafen und dann irgendwie bis fünf in der Serie verhangen sind. Basti steht eigentlich gar nicht auf so Krimiserien, aber ab und zu schaut er sie trotzdem mit mir. Das reinzutun war tatsächlich auch seine Idee, weil er weiß, dass ich das nicht vorschlagen würde. Ich schau's normal zum Putzen oder wenn ich alleine vor mich hinarbeite oder so. Muss ihn ja nicht extra mit was abfucken, was er nicht toll findet, aber freue mich über den Vorschlag. Ich erzähle ihm davon, warum ich die Serie eigentlich so mag und mir fällt auf, dass ich das in den über fünf Jahren unseren Zusammenseins noch nie getan habe.
"Du sagst zu mir immer, ich wär 'ne harte Nuss... dabei redest du selbst nie über dich.", hat er vor ein paar Monaten zu mir gesagt und das kam mir erstmal wie ein Vorwurf vor bis ich mal angefangen habe, drauf zu achten und festgestellt hab, dass er recht hat. Wir reden über alle möglichen Dinge, über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, was uns so passiert ist, was zu was geführt hat und warum, aber so ganz lockeres Geplauder über sich selbst liegt uns wohl beiden nicht so. Wir haben inzwischen für uns beschlossen, dass das wohl daher kam, dass man das reden irgendwann einstellt, wenn einem keiner folgen kann und das es verdammt schwer ist, die Mauer, die man dabei um sich herum errichtet, wieder einzureißen oder zu umgehen.
Irgendwie ist es schön zu sehen, dass nach so vielen Monaten unseres gemeinsamen Lebens, immer noch ein weiter Raum für neue und tiefe Gespräche besteht, auch wenn wir irgendwie vom ersten Tag an sicher waren, uns schon zu kennen. Es ist schwer zu beschreiben... Als ich ihn gesehen hab, wusste ich, dass das mein Mensch ist. Ich wusste nur noch nicht so genau, warum eigentlich. Klar, er sah gut aus, hatte noch den Badboy-Flow an sich kleben und war dabei sich in ein neues Leben zu arbeiten. An sich schon mal 'ne reizvolle Grundkombi, aber das war's nicht. Das hätte nämlich auch schon wieder nach so einem meiner "Retterprojekte" klingen können - nur, dass ich mir von der ersten Sekunde an sicher war, dass es das nicht war.
Vor 6 Jahren an diesem Tag bin ich mit meinem platonischen Valentinstagsschatz durch Bad Neustadt gelaufen und hatte seit vielen Jahren mal wieder einen schönen und entspannten Tag oder zumindest die paar Stunden Auszeit (hab mein Handy teilweise an meine Leute ausm Haus abgegeben, dass die zur Not die Tiersachen übernehmen könnten oder die Info geben können, dass ich noch lebe, falls meine Familie fragen sollte, aber die mich in dieser Zeit davor schützten, weiter in Verbindung mit den Männern meiner Vergangenheit zu bleiben - hat für den Moment geklappt und auch wenn das wenig klingt, kann das schon viel bedeuten. Deswegen mein Tipp: Wenn du merkst, einer Person in deinem Umfeld geht es nicht gut, versuch herauszufinden, mit welchen einfachen Mitteln du ihr leben ein bisschen erträglicher machen kannst. Du wirst überrascht sein, welche Wirkung das haben kann.) von meinen bis dato "Projekt: Ich mach schon noch einen lebensfähigen Menschen aus ihm und das mit ja... wie auch immer, krieg ich schon auch noch hin und wenn sie dann stabil und glücklich sind, kann ich weggehen und anfangen mein Leben zu leben."
Noch ein Tipp: Ganz dummer Plan. Wenn du irgendwo nicht sein willst, geh weg. Vor allem, wenn es sich um Beziehungen handelt. Danke.
Kurz darauf hatte ich nämlich eben dieses Glück, den Menschen zu finden, der mein Leben perfekt macht, auch wenn es nicht immer rund läuft. Er hat mir wie gesagt von Anfang an gefallen mit seinen feinen Händen, den ausdrucksstarken, farbwechselnden Augen und der fließend kraftvollen Bewegung einer Großkatze. Und je näher ich ihn kennengelernt habe, desto mehr habe ich festgestellt, dass mein ursprüngliches Gefühl richtig war. Wir sind wie ein riesiges Getriebe aus Millionen kleiner Zahnrädchen. Die großen Räder greifen ineinander und schieben die unzähligen kleinen an, die perfekt ineinandergreifen und das Steampunkherz unserer Beziehung und unseres Seins bilden.
Es tut gut, dass diese Kleinigkeiten, wie zu erzählen, warum man eine Serie gern hat, wahrgenommen wird, dass wir echte Zeit gemeinsam verbringen können, dass wir uns füreinander interessieren und bereit sind, einen Blick in die Welt des anderen zu werfen. So wie ich zum Beispiel mit dem Sport und er damals mit den Pferden und den Katzen. Ich liebe unsere Partnerschaft, weil sie auch wirklich eine ist. Und bis heute kann ich mein Glück manchmal nicht fassen, weil ich mir hätte nie vorstellen können, jemanden zu treffen, dessen Welt ich auch wirklich mit erleben und teilen möchte und nicht nur auf einen kurzen Besuch vorbeischauen. Und vor allem jemandem zu haben, den ich auch wirklich in meiner Welt und meinem Leben haben möchte und nicht nur dulde, weil ich zu doof echte Abgrenzung war.
Der Wecker klingelt um halb zehn und ich schrecke erstmal auf und springe aus dem Bett. Glücklicherweise lande ich irgendwie auf meinen Füßen und muss kurz überlegen, warum es schon so spät ist, ich mich so furchtbar fühle und was ich noch gleich vergessen habe...
Aber es ist gar nichts... Heute ist einfach frei. Es ist Valentinstag. Wir haben schon Frühstück zuhause, weil wir gestern Abend ja noch einkaufen waren und verbringen den Tag im Bett. Gegen späten Nachmittag stehen wir auf, erstellen zusammen eine Powerpoint-Präsentation für die Gilde und wenn ich meinen wunderschönen Mann so anschaue, der jetzt völlig anders aussieht, als ich ihn kennengelernt habe, aber nichts an seiner Attraktivität eingebüßt hat (wohl eher noch gewonnen), überkommt mich ein warmes Gefühl und ich muss unwillkürlich lächeln. Das ist jeden Tag so, aber das schreibe ich natürlich nicht jeden Tag auf. Nicht weil's mir nicht täglich wichtig wäre, sondern weil ich einfach verliebt in ihn bin seit ich ihn das erste Mal gesehen habe.
"Weißt du eigentlich, dass du mein größtes Glück bist?", fragt er mich. "Und du?", antworte ich.
Es war ein wunderschöner Tag und ich bin froh, dass ich mir einfach frei nehmen konnte und das auch mit meinem Kopf vereinbar war. Ein paar Telefonate und Nachrichten sind natürlich nicht ausgeblieben, aber das ging so nebenbei.



















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