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Textauszüge

Meine Mum sagt mir seit Monaten, ich solle zu einer Trauerberatung gehen, weil sie glaubt, dass ich den Verlust einfach so gar nicht verkrafte und damit hat sie auch recht. Aber ich will auch nicht zu einer Trauerberatung gehen. Bringt mir mein Pferd auch nicht wieder. Sie war 17 Jahre meine ganze Welt und von heute auf Morgen trieb ich in der Leere. Ohne meinen Partner wüsste ich nicht, wo ich heute wäre.

 

Auf jeden Fall habe ich ihren Tod mittelmäßig erfolgreich verdrängt. Wir wohnen weit weg, ich kann mir also vorstellen, sie steht zufrieden auf ihrer Wiese inmitten ihrer Herde und erfreut sich ihres Daseins. Ist natürlich bescheuert, aber alles andere ertrage ich die meiste Zeit nicht. Es war einfacher, sich mit Banalitäten aufzuhalten und ewig auf einer Sache rumzureiten, die eigentlich völlig unwichtig ist und damit zusätzlich meine Beziehung, meinen Geist und mein Leben zu belasten. Ist vielleicht ein cleverer Schutzmechanismus für eine kurze Zeit, aber irgendwann wird's zur Belastung und seit ich damit beginne, die Päckchen der Vergangenheit nach und nach fallen zu lassen, um frei zu werden, desto näher komme ich dem Kern meiner wahren Gefühle und damit auch der Tatsache, dass mir das Liebste auf der Welt seit Kindertagen von der Zeit genommen wurde. Und dass ich im Laufe meines Lebens diesem liebsten Wesen aus Unwissenheit oder Unbeherrschtheit, Überforderung oder was auch immer, oft Ungerechtigkeiten angetan habe, zu ungeduldig war oder die besondere Art nicht genug vor verständnislosen Bauern verteidigt zu haben.

Blog Highlights 

Alltagsblog von Jana Barth

Hier findest du einige Ausschnitte und Beiträge, die mir zu ihrer jeweiligen Zeit sehr am Herzen gelegen sind oder immer noch liegen, ihre Fühler Richtung Zukunft ausstrecken, während sie ihre Wurzeln und den Wandel der Welt akzeptieren. Eine kleine Sammlung aus Chaos, Gedanken und dem täglichen Wahnsinn - aus der Sicht einer bisexuellen Frau ohne Kinder über 30. 

Jana Barth über den Alltag und darüber hinaus:

"Nutz deine Ressourcen. Deine stärkste sehe ich im Schreiben." Ein anderer Film ist angesprungen.
Eine jüngere, nie versteckte Erinnerung.
"So wie ich versuche, meine zu nutzen." Sie übergibt mir zum Abschied ein Bild, das sie gemalt hat.
 
"Du bist mein Glücksgefühl. Sag das jeden Tag zu dir selbst."
 
Sie bedeutet mir nichts und doch war sie in der Lage, mir einen meiner schönsten und wichtigsten Momente in dunklen Zeiten zu schenken. Sie verlieh mir eine Stimme, als ich selbst noch nicht sprechen konnte. Sie trug vor, was aus meiner Feder stammte und dafür werde ich ihr auf ewig dankbar sein. Fin. Die Geschichte ist erzählt, der Film zu Ende.

Text & Tagebuch

Rohtexte, Notizen, fragmentarische Gedankenreisen – ungeschönt und ehrlich.

EMPFOHLENE BEITRÄGE

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